Mittelalterliche Poesie

Der Botschafter des Papstes in der Schweiz feierte in Bruder Klaus Fronleichnam, inklusive Prozession.

Weil in Bern am 31. Mai kein Feiertag war, wurde das Hochfest Fronleichnam in den Pfarreien am Sonntag darauf gefeiert. Entstanden ist das Fest im Mittelalter. Die «bleibende Gegenwart Jesus Christi in Brot und Wein» sollte sichtbar in der Hostie gefeiert werden, darum die Monstranz mit eben dieser Hostie, darum die Prozession. Im Schauen ernährten sich die Menschen geistlich, wie die Theologin Gunda Brüske vom Liturgischen Institut in Freiburg schreibt.


In diesem traditionellen Sinn feierte Erzbischof Thomas Gullickson das Fest in der Pfarrei Bruder Klaus in Bern, mit Monstranz, viel Weihrauch und Prozession. Jesus Christus wurde gleichsam in der Hostie präsent durch das Quartier getragen.

Der apostolische Nuntius für die Schweiz und Liechtenstein hatte die Menschen der Pfarrei und die anderssprachigen Missionen zu diesem Gottesdienst eingeladen. Der «päpstliche Bote» ist der diplomatische Vertreter des Heiligen Stuhl in der Schweiz, er ist quasi päpstlicher Botschafter.

Der 67jährige Amerikaner zelebrierte zunächst eine Eucharistiefeier. In seiner Predigt erklärte er beinahe lexikalische, was Fronleichnam sei, er erzählte dann von seinen Prozessionserlebnissen in Italien oder der damaligen Tschechoslowakei. In Osteuropa war er unmittelbar nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Der kirchliche Umzug durch Prag beispielsweise sei unvergesslich. Die Menschen, jahrzehntelang vom Kommunismus unterdrückt, hätten diese geistlichen Impulse dankbar aufgenommen.

Zum Schluss seiner Predigt knüpfte der Erzbischof an die mittelalterliche Entstehung des Fronleichnamsfestes an. Er lese gerade ein Buch über den Reichtum eben dieses Mittelalters. Die Poesie, die katholische Poesie, der kirchliche Schatz gelte es, neu zu entdecken. Wir hätten gerade durch die Aufklärung unfassbar viel verloren.

Die Prozession führte dann durch das Quartier am Burgernziel zur vatikanischen Botschaft. Im Garten wurde die Monstranz zur Anbetung auf einem Bett von Rosenblättern platziert. In seinen Dimensionen ein beeindruckender Garten, mitten in der Stadt, mitten im Quartier und doch versteckt, eine komplett andere, eine eigene Welt, eine Welt für sich.

Andreas Krummenacher

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