Autorin Silja Walter Foto: zVg

Modernes Theater in der Kirche Christ-König

Die Schweizer Lyrikerin und Schriftstellerin Silja Walter hat mit ihrem Stück „Stadt ohne Tod“ Tiefe und Intensität spiritueller Erfahrung meisterhaft in eine dramatische Handlung umgesetzt. Im Rahmen der Vorbereitung der Theateraufführung hat Maria Regli (Leitung Bildungsstelle Biel, Organisationskomitee der Theateraufführung) mit dem Regisseur des Schauspiels, André Revelly, ein Interview geführt.

 

Herr Revelly, können Sie uns zuerst ihr Theater 58 vorstellen?

André Revelly:Das THEATER 58 wurde 1958 von einem Team junger Schauspieler gegründet, die nicht mehr im anonymen Stadttheaterbetrieb arbeiten wollten und eigene Wege suchten, sich der zeitgemässen Dramatik zu stellen und sich der Spiritualität zu öffnen.

Warum spielen Sie mit Vorliebe Stücke von Silja Walter?

Meine Zusammenarbeit mit Silja Walter geht zurück in das Jahr 1975 und dauerte bis zu ihrem Tod 2011. Ich verdanke Silja Walter 6 Schauspiele, die wir alle mit unserem Ensemble zur Uraufführung brachten. Silja Walter ist zum Mittelpunkt unserer Theaterarbeit geworden. Ihre Stücke fragen nach dem geheimen Lebensplan und nach einem Wissen, das dem tätigen, aktionsorientierten Menschen unserer Zeit meistens verborgen bleibt. Ihre Frage nach dem "Dahinter" ist auch meine Frage, denn ich suche im Theater nach einer spirituellen Dimension, nach einer Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit.

Um was geht es denn in diesem Schauspiel?

Die Handlung dreht sich um die Christus-Gestalt und um die Erlösung des Menschen und spielt sich in einem Filmstudio ab. Hajo ist Filmemacher und Regisseur und will einen Film über Jesus drehen, wobei Jesus aber nicht der Auferstandene, sondern ein Mensch ist wie du und ich. Seine Freundin Susej, Tänzerin und Hauptdarstellerin des Filmes, erlebt Aleph (Jesus) in einer Vision als Auferstandenen und gerät dadurch in einen inneren Konflikt und in einen Disput mit Hajo. Madame Babeline, in dreifacher Gestalt als Babeline in Jerusalem, als Choreographin und als Filmproduzentin, will mit Hajos Film beweisen, dass Aleph ein Schwindler und die Auferstehung ein Betrug ist. Wie in all ihren Stücken hebt Silja Walter auch in "Stadt ohne Tod" Raum und Zeit auf. Aleph ist damals und heute. In einer der stärksten Szenen des Schauspiels führt Madame Babeline Susej in die Nacht und in die zerstörte Stadt. Es ist unsere Stadt Zürich. Susej muss erkennen, dass sie Teil dieser zerstörten Stadt ist. Tod und Zerstörung haben aber bei Silja Walter nicht das letzte Wort.

Welche Gestaltungselemente werden Sie verwenden?

Silja Walter schreibt in Bildern. Das ist ihre Stärke. Ihr Einfallsreichtum kennt dabei keine Grenzen. Daran will sich die Inszenierung halten. Wort, Bild, Tanz verbinden sich zu einer Einheit. Wo das Wort schwach wird, entsteht der Tanz. Bei Silja Walter werden die Zuschauer/innen in den Prozess miteinbezogen und müssen sich den existentiellen Fragen stellen. Dunkel und Licht bedingen sich gegenseitig. Das Publikum taucht ein in eine Stadt, wie Silja Walter sie sieht: In eine Stadt ohne Tod.

Was gehört für Sie zum Geheimnis dieser radikalen Nonne Silja Walter?

Auf meine Frage, weshalb Silja Walter in all ihren Stücken den Menschen ins Dunkel führt und ihn mit seinem Schatten konfrontiert, antwortete sie: "Wenn man die Sichtbarkeit, das Dingliche, die Vordergründigkeit verabsolutiert, dann genügen Philosophie und Psychologie als wegweisende Antwort auf die Fragen des Menschen. Geht es hingegen um das Geheimnis des Menschen als einer von Ewigkeit her geplanten Schöpfung, dann verstehst Du, dass der Mensch in meinen Stücken immer in der Unheils- und Heilsgeschichte, das heisst, im Dunkel und Licht zugleich steht." Das ist ihre Radikalität und um diese Radikalität schätze und liebe ich sie.

Interview: Maria Regli

Theater "Stadt ohne Tod" : Samstag, 05. März 2016, 19:30 Uhr, Kath. Kirche Christ- König mit dem Ensemble des Theater 58, www.theater58.ch; Eintritt Fr. 20.-, Abendkasse ab 19.00, anschliessend Apéro.

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