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Monstranz, die –

Sebastian Schafers botanischer Exkurs in Verbindung zum liturgischen Schaugerät

Kürzlich war ich an einem Pflanzenmarkt in der Berner Elfenau. Auch dort konnte ich dem Fingerzeig des Himmlischen nicht entrinnen: Nichtsahnend durch die Reihen der Setzlinge schlendernd, fand ich mich plötzlich einer Kiste mit Monstranzbohnen gegenüber. Resigniert vor der Penetranz der Volksfrömmigkeit, die auch vor wehrlosen Pflänzchen nicht haltmacht, kaufte ich ein Exemplar als Inspiration für eine Kolumne.

Eine Monstranz, so definiert es der Duden, ist ein liturgisches Schaugerät. Die Schau ist schon im Namen festgehalten: Vom lateinischen «monstrare», also zeigen, kommt der Name dieses oft güldenen Blickfangs. Blicke fangen soll sie nämlich, und diese am besten auf den Inhalt leiten: auf die konsekrierte Hostie, den Leib Christi, der den Gläubigen so gezeigt wird.

Das erste Mal tauchte eine Monstranz bei der Einführung des Fronleichnamsfestes 1311 auf. Damals wurde der Leib Christi in einem einfachen Glasgefäss bei der Prozession mitgeführt. Im Verlauf des Mittelalters begann man dann, der empfundenen Heiligkeit der Hostie angemessene Monstranzen zu entwerfen – kostbar gearbeitet und gotischen Kirchenbauten nachempfunden. Im Barock fand der Prunk dann seinen Höhepunkt: Meisterwerke der Goldschmiedekunst entstanden, wie die Andechser Dreihostienmonstranz, wo hinter Bergkristall die Hostie von Gregor I. liegt, auf der als himmlisches Zeichen ein blutiges Fingerglied erschienen sei. Ja, Adoration nahm manchmal gewöhnungsbedürftige Formen an.

Aber ursprünglich ging es mir ja um die Bohnen. Die Monstranzbohne verdankt ihren Namen ihrer Zeichnung – diese ähnelt einem weissen Ring mit Griff, einer rudimentären Monstranz also. Der Legende nach soll sie das erste Mal in den Überresten eines im Dreissigjährigen Krieg zerstörten Dorfes gewachsen sein: Als man, verwundert über die himmlische Zeichnung der Böhnchen, unter den Pflanzen grub, fand man den vergrabenen Kirchenschatz des Dorfes. Bleibt nun zu hoffen, dass auch ich in meinem Balkontopf einen Kirchenschatz finden werde.

Sebastian Schafer

«Katholisch kompakt» im Überblick

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