Einander kennenlernen. Foto: iStock/Sami Sert

Muslimische Spiritualität

Thomas Wild, reformierter Co-Leiter der Seelsorge im Inselspital, über muslimische Religiosität und Spiritualität in Krankheit und bei Krisen

Kürzlich hat auf Einladung der Seelsorge Inselspital und der Spezialseelsorge der Reformierten Kirche der vierte «Berner praxisorientierte Workshop für Professionelle im Gesundheitswesen» stattgefunden.

Im Zentrum stand das Thema «Muslimische Religiosität und Spiritualität in Krankheit und bei Krisen». Verschiedene Gäste aus muslimischen Religionsgemeinschaften waren vertreten. Als Hauptreferentin sprach Frau Hannan Salamat zum Thema «Kann Glaube heilen? Eine muslimische Perspektive». Sie hat seit Januar 2019 die Fachleitung für Islam beim Zürcher Institut für Interreligiösen Dialog inne.

Was wissen wir von der islamischen Religion? Wir lesen Zeitungen, schnappen Einzelheiten aus spitzer journalistischer Feder auf, häufig im Zusammenhang mit politischen Ereignissen, oft auch im Zusammenhang mit Exzessen von radikalen Gruppierungen. Andere kennen die tiefgründigen Lehrgeschichten von Nasruddin. Vielleicht haben wir in unserem Bekanntenkreis muslimische Menschen, mit denen wir unkomplizierte Gespräche führen, aber kaum über Religiosität und Spiritualität sprechen. Die Tatsache, dass inzwischen über 350 000 Muslim*innen in der Schweiz leben (ca. fünf Prozent), macht es immer wahrscheinlicher, dass wir mit Muslim*innen in Kontakt kommen. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass drei Generationen von Muslim*innen hier leben, hat zugenommen. Und damit auch die Möglichkeit, dass gesundheitliche Belastungen zunehmen und in einem Spital oder Heim Erfahrungen im Kontakt mit muslimischen Patient*innen gefragt sind.

Im Workshop ist deutlich geworden, wie unterschiedlich Religiosität und Spiritualität auch im Islam verstanden und praktiziert werden. Die muslimischen Fachleute wiesen uns daraufhin, dass man nie unvermittelt auf den islamischen Hintergrund schliessen kann. Es ist eine spezielle Qualität von Wissen, die gefordert ist. Darum ist es wichtig, dass sich muslimische Fachpersonen einbringen können. In Deutschland und Österreich wird das schon länger umgesetzt. Auch in der Schweiz öffnen sich spannende Felder zwischen den säkularen Institutionen, der etablierten christlichen Seelsorge und einer transkonfessionellen Begleitung, in der auch muslimische Menschen in ihrer eigenen kulturellen und religiösen Sprache abgeholt werden können.

Thomas Wild, ref. Co-Leiter Seelsorge Inselspital

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