«Nichts ist gut in Afghanistan»

Kirchen in Deutschland und Österreich fordern Hilfe.

Kirchen in Deutschland und Österreich fordern Hilfe für Afghanistan und Asyl für bedrohte Menschen.

Von Andreas Krummenacher

Diesen Satz sagte Margot Kässmann in ihrer Neujahrspredigt 2010 in der Dresdener Frauenkirche. Sie war damals Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und kritisierte den Einsatz der Nato, unter Beteiligung der deutschen Bundeswehr, im zentralasiatischen Land. Der gewünschte Frieden sei so nicht zu schaffen. Für ihre Aussage wurde Kässmann belehrt und zurechtgewiesen.

Die Wochenzeitung Die Zeit fragte bei Margot Kässmann um ein Interview an. Diese lehnte mit den Worten ab, dass ein Gespräch jetzt rechthaberisch rüberkommen würde. Die Zeit zitiert aus einer SMS Kässmanns, das käme so rüber wie: «Ich hatte damals vor 11,5 Jahren recht. Und das wäre unangemessen angesichts des Elends.»

Kirchen in Deutschland fordern Hilfe

Derweil pochen verschiedene Vertreter der beiden grossen Kirchen in Deutschland auf schnelle Hilfe für Afghanistan. In einer <link https: www.justitia-et-pax.de jp aktuelles external link in new>gemeinsamen Erklärung schreiben sie: «Die verzweifelte Situation, in der sich gegenwärtig viele Afghaninnen und Afghanen befinden, ist zutiefst erschütternd. Angesichts dieser akuten Not ist es der falsche Zeitpunkt, mit Schuldzuweisungen auf diese Situation zu reagieren. Vielmehr kommt es nun auf konkrete Schritte an, um diese Not zu lindern.» Die Kirchenvertreter fordern, schnelle Hilfe und Ausreisen zu ermöglichen sowie Asyl zu gewähren.

Auch österreichische Kirchen fordern Asyl

Auch der <link http: www.oekumene.at site erklaerungen article external link in new>Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) appelliert an die Regierung, zumindest einigen besonders gefährdeten Menschen aus Afghanistan in Österreich Schutz und Zuflucht zu gewähren. Man sei in «tiefer Sorge um die Zukunft der Menschen in Afghanistan; vor allem der Menschen, die mit westlichen Regierungen zusammengearbeitet haben, aber auch von Frauen und Mädchen, die ihre Freiheit und Bildungsmöglichkeiten wieder verlieren könnten.» Abschliessend wird in der Erklärung betont: «Als Christinnen und Christen ist es unsere Aufgabe, uns dafür einzusetzen, dass Leben geschützt und gerettet werden.»

Von den Schweizer Kirchen gibt es bloss einzelne Absichtserklärungen, für Hilfe bereit zu stehen. Etwa von den Kirchen in Zürich und Bern.

Katholische Kirche in Afghanistan

Es gibt keine christlichen Afghan*innen. Vor der erneuten Machtergreifung der Taliban lebten 250 katholische Ausländer*innen im Land. Die britische Besatzungsmacht legte um 1870 in Kabul einen christlichen Friedhof an, der bis heute existiert. Die aktuelle Präsenz der<link https: www.domradio.de themen kirche-und-politik verheerendes-versagen-weitere-reaktionen-zur-taliban-machtuebernahme external link in new> katholischen Kirche in Afghanistan geht auf ein Abkommen mit Italien aus dem Jahr 1921 zurück. Italien war eines der ersten Länder, das damals die Unabhängigkeit Afghanistans von Grossbritannien anerkannte.

In der Folge entstand auf dem Gelände der italienischen Botschaft in Kabul eine Kapelle. Am 1. Januar 1933 feierte Egidio Caspani die erste Messe. Der Orden der Barnabiten stellt seither bis heute den Priester. Gemäss dem Kölner Domradio hält sich der Ordensmann Giovanni Scalese noch im Land auf. Die Taliban hatten in der Vergangenheit die Ausübung sämtlicher Minderheitenreligionen verboten. Die Lage ist derzeit ungewiss.

 

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