«A Hidden Life» von Terrence Malick erzählt von einem Wehrdienstverweigerer in Österreich im Zweiten Weltkrieg. Foto: Reiner Bajo/Iris Productions

Ökumenischer Filmpreis für Film über Nazi-Gegner Jägerstätter

Filmfestival Cannes

Der Film «A Hidden Life» des US-amerikanischen Regisseurs Terrence Malick hat am Samstag beim 72. Filmfestival in Cannes den Preis der Ökumenischen Jury gewonnen. Darin verweigert ein österreichischer Bauer aus christlicher Überzeugung den Kriegsdienst - und wird hingerichtet.


Das knapp dreistündige Drama zeichnet das Schicksal des österreichischen Bauern Franz Jägerstätter (1907–1943) nach, gespielt von August Diel, der aus christlicher Überzeugung die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg verweigerte und am 9. August 1943 wegen «Wehrkraftzersetzung» im Zuchthaus Brandenburg mit dem Fallbeil hingerichtet wurde.

Die «hohe Qualität des Films in Regie, Schnitt und Drehbuch» arbeite eindringlich das «zutiefst menschliche Dilemma» des frommen Katholiken Jägerstätter heraus, teilte die Jury zur Begründung mit. Denn obwohl Jägerstätter sich über die Konsequenzen seines Tuns im Klaren sei und mit der Verantwortung für seine Frau und seine Kinder ringe, könne er nicht anders, als dem inneren Ruf zu folgen, nicht am Krieg teilzunehmen.

Bedeutung von Gewissensentscheidungen

«A Hidden Life», so die Jury, hebe auf die universale Bedeutung von Gewissensentscheidungen ab, die im Extremfall über alle konkreten irdischen Bedingungen hinausgehen.

Das bildgewaltige Epos entfaltet Jägerstätters Leben von der Hochzeit mit Franziska Schwaninger bis zu seinem Tod. Der mehrheitlich mit deutschen Schauspielern besetzte Film ist in Englisch gedreht und nutzt exzessiv das Voice-Over, um Jägerstätters inneres Ringen, aber auch den intensiven Briefwechsel mit seiner Frau darzustellen; für Gespräche der Bevölkerung oder der Nationalsozialisten werden hingegen deutsch-österreichische Dialekte verwendet.

Im Film übrigens hat der jüngst verstorbene Schweizer Schauspieler Bruno Ganz seinen letzten Auftritt. Er spielt den Nazi-Militärrichter Lueben, der 1943 Franz Jägerstätter zum Tod verurteilt. Der Auftritt ist kurz. Lueben haderte mit den Nazi-Methoden und entschied sich, als er später vor der Aufgabe stand, drei Priester zu verurteilen, lieber für den Suizid. Im Gespräch mit Jägerstätter im Hinterzimmer des Militärgerichts in Berlin erscheint er als zweifelnder Vollstrecker Hitlers und fragt den Angeklagten: «Verurteilen Sie mich?»

Christlich-spitituelle Dimension ausgezeichnet

Die von den kirchlichen Filmorganisationen Signis und Interfilm getragene Ökumenische Jury zeichnet seit 1974 beim Filmfestival in Cannes einen Film aus dem Wettbewerbsprogramm aus, der sich in besonderer Weise den christlich-spirituellen Dimensionen menschlicher Existenz verpflichtet weiss. Zu den bisherigen Preisträgern zählten unter anderen die Regisseure Xavier Dolan, Asghar Farhadi und Paolo Sorrentino.

Hauptpreis «Goldene Palme»

Die Goldene Palme des Filmfestivals Cannes, der Hauptpreis also, geht an den gesellschaftskritischen Thriller «Parasite» des Südkoreaners Bong Joon-ho.

Der Grosse Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals, ging in diesem Jahr an «Atlantique» der Regisseurin Mati Diop. In dem märchenhaften Drama erzählt die Französin eine tragische Liebesgeschichte im Senegal. Mati Diop ist die erste schwarze Frau, die einen Preis in Cannes gewinnt.

Als bester Schauspieler wurde der Spanier Antonio Banderas geehrt. Der 58-Jährige spielt in «Dolor y Gloria» von Pedro Almodóvar einen schwulen Regisseur, der auf sein Leben zurückblickt.
Beste Schauspielerin wurde die Britin Emily Beecham. Die 35-Jährige verkörpert in «Little Joe» der Österreicherin Jessica Hausner eine Wissenschaftlerin, die eine genmanipulierte Pflanze entwickelt.

Für die beste Regie wurden die belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne für ihr Drama «Le jeune Ahmed» ausgezeichnet.

Andreas Krummenacher/Katholische Nachrichtenagentur KNA/kath.ch

 

 

Infos:

Mehr Mitteilung der ökumenischen Jury Cannes zum Preisträger 2019 

A Hidden Life (ein verborgenes Leben), USA/D 2019, Regie: Terrence Malick; mit August Diel, Valerie Pachner, Michael Niyqvist, Jürgen Prochnow, Bruno Ganz u.a.; 173 Minuten, Kinostart noch unbekannt

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