Urs Brunner, Pastoralverantwortlicher des Bistums Basel

Ostererfahrung

Bistumskolumne von Urs Brunner

Eine gute Studienkollegin verlor im Jugoslawienkrieg ihren einzigen Bruder. Der Schmerz war für sie und ihre Familie unermesslich, ebenso Rachegefühle und Wut. Jahre später erzählte sie mir, dass ihr nach diesem Verlust die Augen aufgingen, wie Adam und Eva in der Erzählung vom Paradies. Sie sah, so sagte sie mir, «wie böse die Menschen waren».

Der lange Weg der Trauer, neue Erfahrungen von gelebtem Leben und die Zwiesprache mit Gott gaben ihr neue Lebenskraft. Rückblickend hatte sie manchmal den Eindruck, die Augen seien ihr ein zweites Mal aufgegangen: Wie die Jünger von Emmaus habe sie erfahren, dass sie auf ihrem Weg der Trauer und der Wut begleitet wurde.

Das Gespräch mit dieser ehemaligen Studienkollegin war viel länger als diese Zeilen. Für mich war es eine Ostererfahrung. Auferstehung ist nicht Geschichte. So wie Tod und Krieg Realität sind, so kann auch Auferstehung eine Erfahrung sein. Vielleicht nicht in drei Tagen, sondern in einem langen Prozess intensiven Lebens.

Urs Brunner, Pastoralverantwortlicher des Bistums Basel


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