Alles andere ist für den Papst undenkbar. Foto: go2 / photocase.de

Papst mahnt Kurie in seiner Weihnachtsansprache

Scharfe Kritik aber auch Lob an den Kardinälen und Bischöfen.

Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsansprache vom 21. Dezember an Kardinäle, Bischöfe und weitere leitende Kurienmitglieder die vatikanische Kurie dazu aufgefordert, als seine Antenne in die gesamte Kirche und in die Welt überhaupt zu fungieren. In der Ansprache mahnte er, dass eine Kurie, die nur auf sich selbst bezogen sei, ihre Daseinsberechtigung verliere.

Ebenso kritisierte er teils scharf einzelne Fehlhaltungen, nahm sich dann aber vor allem die Aussenbeziehungen der päpstlichen Verwaltung vor. Exemplarisch erläuterte der Papst dies an den Beziehungen zu anderen Ländern, den Bistümern, den Ostkirchen sowie anderen Konfessionen und Religionen.

Immer noch «Krebsgeschwüre» vorhanden
So hat Papst Franziskus wie bereits in den vergangenen Jahren Intrigen und Illoyalität angeprangert. Es gebe kleine Gruppen, die von ihren vermeintlich guten Absichten überzeugt seien und sich auch zu rechtfertigen wüssten, die aber in Wahrheit «ein Krebsgeschwür» darstellten, das zur «Autoreferentialiät» führe und und ekklesiale Organismen und die darin Tätigen infiltriere, sagte der Papst laut dem vom Vatikan verbreiteten Redemanuskript.

«Wenn das passiert, dann verliert man die Freude des Evangeliums, die Freude, mit Christus zu kommunizieren und in Gemeinschaft mit ihm zu sein, das Geschenk unserer Weihe ist dann verloren», warnte der Papst.

Unumkehrbare Ökumene
Für die Beziehung der katholischen Kirche zu anderen Konfessionen wies Franziskus die versammelten Kurienverantwortlichen auf den unumkehrbaren Weg der Ökumene. Eine endgültige Einheit sei nur erreichbar auf dem Weg des gemeinsamen Gebets, des Dienstes an anderen und der Verkündigung des Evangeliums. An dem müssten sich alle beteiligen.

Die Beziehung der Kurie zu den einzelnen Bistümern weltweit müsse auf Zusammenarbeit und Vertrauen basieren und frei sein von Überlegenheit oder Abneigungen. Die Kurie diene nicht nur dem Papst, sondern auch den Ortskirchen und deren Hirten weltweit.

Lob für Verbesserung

Viele Bischöfe, die ihn im vergangenen Jahr besuchten, hätten sich positiv darüber geäussert, wie offen und dialogbereit sie in der Kurie empfangen worden seien. «Das freut mich sehr. Und dafür danke ich euch», lobte Franziskus.

Identität, Mut und Ernsthaftigkeit

Für den Dialog der Kurie mit anderen Religionen benannte Franziskus drei grundlegende Orientierungen: die Pflicht, zur eigenen Identität zu stehen, den Mut, der Andersartigkeit zu begegnen, sowie die Ernsthaftigkeit in den Absichten. Insgesamt gebe es die Kurie nur, damit der Papst als Nachfolger des Petrus sein Amt ausüben könne. Wie für den Papst gelte auch die Kurie ein «Primat des Dienstes».

(kath.ch/cic/kap)

Die ganze Ansprache im Wortlaut: Ansprache von Papst Franziskus am Weihnachtsempfang für die Römische Kurie, 21. Dezember 2017

Papst mahnt nicht zum ersten Mal
In seiner vorjährigen Weihnachtsansprache an die Kurie hatte sich Franziskus ebenfalls zu den Widerständen in der Kurie gegen die Prioritäten seines Pontifikats geäussert und betont, dass es neben konstruktiver Kritik, Angst und Trägheit «auch böswillige Widerstände» gebe, die «oft im Schafspelz« daherkämen und sich «hinter Traditionen, Schein, Formalität und Bekanntem» versteckten.
Konkrete Beispiele hatte er nicht genannt, auch diesmal tat er dies nicht. 2014 hatte der argentinische Papst seinen leitenden Mitarbeitern sogar «geistliches Alzheimer» vorgehalten und «15 Krankheiten» diagnostiziert. Franziskus brach damals erstmals mit einer Tradition: Seine Vorgänger hatten beim Vorweihnachtsempfang die Ereignisse des Jahrs Revue passieren lassen oder einen theologischen Vortrag gehalten. (kap)

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