Pascal Bord im Park der Villa Choisy, dem Standort der Verwaltung der Kirchgemeinde. Foto: zVg

Pascal Bord: Wir Katholiken können stolz auf die Kirche sein

„Ich habe viele Ideen für die zukünftige Entwicklung der Kirchgemeinde“ , erklärt Pascal Bord, der neue Verwalter der Kirchgemeinde Biel und Umgebung.

"Ich habe viele Ideen für die zukünftige Entwicklung der Kirchgemeinde" , erklärt Pascal Bord. Der neue Verwalter der röm.-kath. Kirchgemeinde Biel und Umgebung will auch dazu beitragen, dass das Bild der Kirche in der Öffentlichkeit verbessert wird.

Herr Bord, was hat Sie dazu motiviert, die Stelle als Verwalter in der röm.-kath. Kirchgemeinde anzutreten?

Pascal Bord: Nach 20 Jahren Führungserfahrung in der Telekommunikation ist der Wunsch gewachsen, im öffentlichen Sektor tätig zu werden. Dies auch im Zusammenhang mit meiner politischen Tätigkeit im Bieler Stadtrat, speziell als Präsident einer Kommission. Vor allem aber bietet mir diese Stelle die Gelegenheit, mich in den Dienst meiner Kirchgemeinde zu stellen, der ich seit meiner Kindheit verbunden bin. Dies ermöglicht mir, gleichzeitig meinen beruflichen und persönlichen Interessen gerecht zu werden.

Wie verstehen Sie Ihre Rolle in dieser Funktion?

Ich sehe mich als Dirigent eines Orchesters, umgeben und unterstützt von Spezialisten. Als Verwalter begleite ich, unterstützt von der Verwaltung, den Kirchgemeinderat, führe Projekte durch und moderiere und bereite Entscheidungen zur Entwicklung unserer Kirchgemeinde vor. Formell trage ich die Verantwortung für das Finanzwesen der Kirchgemeinde, rechtlich für die Führung von 122 Mitarbeitenden und mehr als 600 Freiwilligen, dazu kommt die Aufsicht über Immobilien im Wert von mehreren Millionen Franken.

Sie kommen aus der Privatwirtschaft. Ist eine Kirchgemeinde ähnlich zu führen wie ein Unternehmen?

Die Grundsätze zur Führung und Motivation des Personals sind dieselben. Eine Kirchgemeinde bietet soziale und seelsorgerische Dienstleistungen an. Dabei geht es nicht um eine Gewinnmaximierung wie bei einem Unternehmen, sondern darum, nach den Vorgaben des Budgets einen guten Service zu gewährleisten. Die Verwaltung sorgt im Auftrag des Kirchgemeinderates für eine professionelle Führung, ein fundiertes Management der Arbeitsprozesse und der personellen und finanziellen Ressourcen. Die Pastoral kann sich dadurch auf ihre eigentliche Mission konzentrieren, das Wort Christi ins Zentrum zu stellen und den Bedürfnissen der Kirchgemeindemitglieder gerecht zu werden.

Seit dem 1. April 2016 leiten Sie nun die Administration. Sind Sie überrascht oder entsprechen die ersten Erfahrungen Ihren Erwartungen?

Diese Aufgabe ist spannend, umfangreicher und vielseitiger als ich mir vorgestellt habe. Im Vordergrund steht nicht das Verwalten, sondern das Steuern eines wirklich grossen Schiffes. Das Engagement der Mitarbeitenden und der Freiwilligen ist ermutigend. Ich habe viele Ideen für die zukünftige Entwicklung, vielleicht etwas zu viele (lacht); für die Zukunft bin ich jedenfalls zuversichtlich.

Was ist zu tun, damit das vielfältige Engagement der Kirche für die Gesellschaft in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen wird?

Die Kirche ist sehr aktiv in unserer Gesellschaft, zB in der Jugend- und Altersarbeit und im Sozialbereich. Wir müssen vor allem daran arbeiten, mit Hilfe einer nachhaltig positiven Kommunikation unser Bild in der Öffentlichkeit zu verbessern. An Gelegenheiten mangelt es nicht, wir müssen sie nur aufgreifen. Papst Franziskus und Bischof Felix Gmür sind zwei sehr gute Botschafter, es liegt an uns, die Arbeit in unserer Kirchgemeinde zu tun. Wir können als Katholikinnen und Katholiken stolz sein und dies auch so kommunizieren! Dieses Thema liegt mir am Herzen und ich will mich mit der Unterstützung aller Akteure der Kirchgemeinde dafür einsetzen.

Finden Sie es wichtig, dass die Kirche in politisch-ethischen Fragen öffentlich Stellung bezieht?

Ja, auf jeden Fall. Unsere Kirche ist kein staubiges Nest alter Konservatoren, völlig abgeschirmt von der Gesellschaft (lacht). Im Gegenteil, sie sollte ihre Werte nachdrücklich mit Hilfe aller Medien für die gesamte Öffentlichkeit kommunizieren, in einem Stil, welcher einer modernen Gesellschaft entspricht. Es gilt alle Gelegenheiten auf allen Ebenen zu nutzen, um über unsere Aktivitäten und Werte zu informieren, kurz: sie bekannt zu machen.

Überall lautet das Schlagwort: Sparen! Auch in der Kirchgemeinde. Aber wo und wie soll hier gespart werden?

Der Bundesbeschluss zur Unternehmenssteuerreform 3 führt zu tieferen Steuereinnahmen und einem geschätzten Verlust von CHF 800'000.--, wenn keine Massnahmen ergriffen werden. Einerseits kann eine bessere Nutzung der Gebäude und bebauten Grundfläche unserer Kirchgemeinde helfen, zusätzliche Mieteinnahmen zu generieren. Andererseits sehe ich in zwei Bereichen mögliche Einsparungen. Ein erhebliches Potential hat hier der tägliche Betrieb, hier lassen sich Massnahmen umsetzen, die für die Betroffenen kaum spürbar sind. Der zweite ist die Optimierung der Arbeitsprozesse, zwischen den Zentren, den Sprachgruppen, dies unter Berücksichtigung der natürlichen Fluktuation beim Personal. Mein Ziel ist es, den Kurs ohne Entlassungen zu halten und einen guten Service für unsere Kirchenmitglieder zu garantieren. Aber dies wird nur möglich sein, wenn alle am selben Strang ziehen.

Die Multikulturalität macht den Reichtum unserer Kirchgemeinde aus. Die Kirchenmitglieder möchten den Glauben in ihrer Sprache leben. Kann dieser Luxus in Zukunft noch gewährleistet werden?

Dies ist kein Luxus, unsere Sprachgemeinschaften sind in der Tat ein Reichtum, den es zu behüten gilt. Allerdings: Wenn alle nur für sich alleine abgeschottet arbeiten, im Pfarreizentrum mit den eigenen Räumlichkeiten, der eigenen Sprache und jeder das Rad neu erfinden will, dann können Synergien bedauerlicherweise nicht genutzt und die besten Praktiken nicht übernommen werden. Die beiden Ziele sind aber kompatibel, wir müssen die richtige Balance finden. Wegen dem Priestermangel, der Reduktion von Ressourcen, aber auch um uns zu bereichern, müssen die zwei- oder gar viersprachigen Gottesdienste vervielfacht werden. Nach dem Motto: Aus weniger mehr machen. In meinen Erinnerungen an meine Zeit als Ministrant habe ich immer noch die Bilder der schönen Mitternachtsmessen, dreisprachig in der übervollen Kirche St. Maria, mit Musik, einem Chor, ein wahres Weihnachtsfest. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, um dies wiederzubeleben.

Sie engagieren sich auch politisch und stellen sich bei den kommenden Bieler Stadtratswahlen zur Wiederwahl. Welche politischen Geschäfte betreffen auch die Interessen unserer Kirchgemeinde?

In den nächsten Jahren werden die Herausforderungen für unsere Kirchgemeinde in den Bereichen Soziales, Jugend, Drittes Alter und dem Planungs- und Bauwesen zunehmen. Die Kontakte mit der Stadt Biel werden sich entsprechend vermehren. Die Position als Bieler Parlamentarier erleichtert mir den Zugang zu wichtigen Entscheidungsträgern. Dies erlaubt mir, in meiner Funktion als Verwalter, die Interessen unserer Kirchgemeinde effizient sicher zu stellen.

Interview: Niklaus Baschung/ Christiane Elmer

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.