Den Glauben messen.
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Religionswissenschaft, die –

Sebastian Schafer stellt die kleine – oder grosse – Schwester der Theologie vor: die Religionswissenschaft.

Vor vier Wochen hatten wir’s von der Theologie – nun kommt ihre kleine Schwester dran. Oder ihre grosse Schwester? Egal, jedenfalls ist die Religionswissenschaft eine Disziplin, die der Theologie wesensähnlich ist, aber durchaus nicht wesensgleich!

Zuerst einmal geht sie völlig unvoreingenommen an die ganze Geschichte mit Gott heran. Reden über den Glauben kann von zwei Standpunkten ausgehen: Ich nehme grundsätzlich an, dass es einen Gott gibt, oder nicht – erstere Prämisse gilt in der Theologie (meistens jedenfalls). Wird dies angenommen, geht’s eigentlich nur noch darum, herauszufinden, was das nun bedeutet, für uns und für die Welt.

Nun stellt sich die Folgefrage: Wenn einige Menschen herauszufinden versuchen, was es bedeutet, dass es einen Gott gibt – welche Konsequenzen hat das für den Rest der Menschheit? Wo soll das hinführen, und wie äussert sich das? Das eigentliche Pro- blem stellt sich aber schon viel früher: Was ist eine Religion? Eine Gruppe, die an eine übersinnliche Macht glaubt und die sich auf bestimmte Regeln geeinigt hat? Nein, würden viele Buddhisten sagen, wir glauben nicht an einen Gott. Wenn aber ein Gottglaube nicht religionskonstituierend ist, könnten dann auch esoterische Strömungen als Religion gelten – etwa die Anthroposophie?

Ein weiterer Unterschied zwischen den Disziplinen betrifft ihre Arbeitsweise. Anstatt des Werkzeugs der Theologie, des Verstands, bedient sich die Religionswissenschaft der Sozialforschung. Die Religionswissenschaft liefert wertvolle Einsichten in Funktion oder Entwicklung von Religion – und deren Verbreitung. Regelmässig werden Studien veröffentlicht, welche die Religiosität der Bevölkerung messen wollen. Dies gestaltet sich aber ebenso schwierig wie die Definition einer Religion, die Definition eines Gläubigen. Wenn Sie’s nicht glauben, definieren Sie folgende Kategorien (präzise!) und ordnen Sie sie ein: institutionell, alternativ, distanziert, säkular. Um herauszufinden, wo Sie demografisch so stehen.

Sebastian Schafer

«katholisch kompakt» im Überblick

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