Joseph hält das Kind, Maria liest und der König putzt - Krippe in der Pfarrei Bruder Klaus in Kriens. Foto: zVg

Rollen kommen ins Rollen....

...wenn Josef das Jesuskind im Arm hält und König Balthasar den Stall wischt. Zum Abschluss der Jahresserie 2016 «Kirche mit den Frauen».

 

«Krippen stellen Bilder von Arbeitsverteilung, von Rollenverhalten und Beziehungen dar», schrieb der Schweizerische Katholische Frauenbund 2011 und lud damit im Jahr der Freiwilligen dazu ein, auf Weihnachten hin Krippen etwas anders zu gestalten.

Anders, um den Klischees der heiligen Familie zu entgehen und der Realität gerechter zu werden. Oder auch: anders, um der Vision von Weihnachten näher zu kommen.
In der Krippenausstellung in der Kirche Bruder Klaus in Kriens stehen die Schwarzenberger-Figuren auf jeden Fall in ungewohnten Konstellationen da. Eine Hirtenfrau massiert der erschöpften Maria die Füsse; Joseph hält das Jesuskind warm; am Boden sitzt ein Mädchen zusammen mit König Kaspar, sie spielen ein Würfelspiel, während König Balthasar mit dem Besen den Stall putzt.

Vorbild der neuen Krippeninstallationen sind mittelalterliche Bilder. Der SKF verweist auf den berühmten Flügelalter von Konrad von Soest (1403): «Auf seinem Bild hält Maria ihr Kind zärtlich im Arm, während Joseph nicht einfach verloren neben dem einsamen Kind in der Krippe steht, sondern ins Feuer bläst und eine Suppe kocht.» Da kommen Rollen ins Rollen.
Wir kennen das: Die Geburt eines Kindes bewegt und verändert familiäre Konstellationen. Man findet sich in neuen Rollen wieder; wird Tante, Cousin, Grossmutter. Wie ordnet sich meine, unsere Welt neu, wenn das göttliche Kind, der Friedensfürst, geboren wird?

Die Serie 2016 hat gezeigt, was es braucht an Gaben und Begabungen, um lebendige Kirche zu sein. Sie startete einige Jahre vor dem Konzil mit einer jungen Frau, die –musikalisch begabt – an die Orgel berufen wurde. Sie blieb ihrer Berufung ein Leben lang treu. Nicht Rückenwind, sondern Einspruch erfuhr dagegen die Theologin 1963 und ging bis nach Japan, um ihre Berufung des Lehrens leben zu können. Viele Kirchenvertreter hatten Angst, aus der Rolle zu fallen und erkannten nicht, dass es an der Zeit ist, aus der Falle zu rollen. Noch heute tut sich das Lehramt schwer mit Frauen und Geschlechterfragen. Ich erinnere an die (Selbst-)Auflösung der bischöflichen Frauenkommission, das Verfahren gegen die Ordensoberinnen in den USA oder auch die Reaktion von Papst Franziskus auf die Kardinalsinitiative.
Die inkompetenten Auslassungen im Kontext des Gender-Begriffs und der vermeintlichen Verwirrung der Geschlechter sind damit noch gar nicht im Blick. Das Unbehagen vieler in der katholischen Kirche bringt Eva-Maria Faber, Dogmatik-Professorin in Chur, in einem Statement zu «Kirche mit* den Frauen» treffend auf den Punkt: «Bereitschaftserklärungen, die Sicht der Frauen mehr berücksichtigen zu wollen, genügen nicht (und grenzen manchmal an Peinlichkeit). Auch bei manchemNachdenken über das, was spezifisch weiblich wäre, wird mir (und vermutlich vielen Frauen) eher unwohl.» Heute reichen Erklärungen nicht mehr, es braucht Taten.
Wie heisst es in der Weihnachtsgeschichte: Eine Frau mit ihrem Mann auf Herbergssuche. Es ist Zeit, die Türen zu öffnen, zu allen Diensten. Die theologischen und kirchenrechtlichen Schlüssel liegen bereit.

Angela Büchel Sladkovic


Die Jahresserie 2016 im Überblick

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