«Da muss ich eben durch» Katja Wißmiller (1975),
Leiterin Fachstelle Feministische Theologie, Frauenkirche Zentralschweiz.

Schöpfung aus dem Chaos

Durch einen Anfang hat Gott Himmel und Erde geschaffen. Da war die Erde Chaos und Wüste, Dunkelheit war da angesichts der Urflut, und Gottes Geistkraft bewegte sich angesichts der Wasser. (Gen 1.2-2)

Schöpfung aus dem Chaos war am Anfang! Die Anfänge eines Buches interessieren mich bei jeder Lektüre. Manchmal schlage ich – am Ende angekommen – noch einmal den ersten Satz auf. Nicht selten merke ich dann, dass im ersten Satz viel Wesentliches lag, heimlich platziert, um die Neugier und die Phantasie nicht zu hemmen. Anfänge, die haben es in sich!

Etwas Neues anzufangen kann ungeheuer aufregend, aber auch äusserst unbequem sein. Die «Bibel in gerechter Sprache » ist sich dessen bewusst und bietet der Leserin gleich mehrere Anfänge, um den Varianten eines kleinen Präfixes gerecht zu werden. Ich habe mich für «Durch einen Anfang» entschieden. Das entspricht häufig dem Lebensgefühl, wenn in meinem Leben ein Anfang im Chaos fällig wird. Da muss ich eben durch: durch den An-fang im Chaos.

Anzufangen ist hier der Akt der Schöpfung schlechthin. Das tröstet mich immer dann, wenn ich mein Leben furchtbar chaotisch, unstet und aus den Fugen geraten erlebe. Das macht mir Mut, Anfänge zu wagen mitten in Trümmern und ohne Aussicht darauf, dass das Chaos ein für alle Mal bezwungen werden könnte (nein wirklich, das wäre ja auf Dauer auch langweilig). Das lässt mich ehrfürchtig Gott schauen, die angesichts des Chaos beweglich bleibt und ihren schaffenden Geist nicht durch unkontrollierte Fluten trüben lässt. Diesem Gott immer ebenbildlicher zu werden, ist ein grosses Glück.  

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