Medienkonferenz der SBK am 6. Juni 2019 in Bern: Erwin Tanner, Bischof Felix Gmür und Encarnaciòn Berger-Lobato

Schweizer Bischöfe: Erneuerung der Kirche und Organtransplantation

Bischöfe haben an ihrer Vollversammlung darüber diskutiert, wie sie mit Reformanliegen umgehen wollen. Ausserdem sprechen sie sich bei der Organspende gegen die Widerspruchslösung aus.

Nach ihrer 324. Vollversammlung lud die Schweizerische Bischofskonferenz (SBK) am 6. Juni zu einer Medienkonferenz nach Bern ein. Die zwei Hauptthemen waren, wie die SBK nun auf die diversen Appelle zur Erneuerung der Kirche reagiert, und ihre Stellungnahme zur Volksinitiative «Organspende fördern – Leben retten».

Von Anouk Hiedl

Bischof Felix Gmür, Präsident der SBK, legte an der Medienkonferenz dar, dass die Schweizer Bischöfe die diversen offenen Briefe und Appelle zur Erneuerung der katholischen Kirche wahr und ernst nehmen. Die SBK erkenne darin eine Verunsicherung bzw. «den Ausdruck einer Krise in unserer Kirche». In den Bistümern würden bereits Gespräche dazu geführt, und nun wolle sich die SBK mit verschiedensten Partner*innen vertieft dazu austauschen.

Die anstehenden Fragen und aktuellen Forderungen sind komplex und heterogen. Sie thematisieren Macht und Machtmissbrauch, Verantwortung und Verantwortungsträger, Glauben und Glaubensweitergabe – Fragen, die nicht nur die katholische Kirche bewegten. Die SBK will die geäusserten Anliegen nun bündeln, ordnen und danach weitere Schritte planen und umsetzen. Sie wird dies zusammen «mit vielen Gläubigen» angehen und entsprechende Ansätze ausarbeiten.

Die Erneuerung der Kirche ist ein weltweites Thema. Der Fokus, die Fragen und Reaktionen darauf sind je nach Ort verschieden. Manchmal stehen gemäss Bischof Felix spirituelle, manchmal strukturelle Veränderungen im Zentrum. Letzteres gelte für die Deutschschweiz. Die SBK habe über die «perception» (Wahrnehmung) von Kirche in den verschiedenen Schweizer Sprachgebieten diskutiert. Nicht zu vergessen sei dabei, dass ein Drittel aller Katholik*innen Migrant*innen sind. «Die Kirche ist keine Firma mit CEO. Wir sind eine Gemeinschaft von Gläubigen mit diversen Kompetenzen, Hintergründen und Erfahrungen», so Bischof Felix. Deshalb sei dieser «Weg der Kirche» anders als man es von der Wirtschaft und Industrie her kenne. Wohin dieser Weg führen wird, ist noch offen: Der Gesellschaft, Zeit und Kirche gerecht zu werden, ist eine Herausforderung. Wir dürfen gespannt sein, ob und welche Türen die SBK im Dialog aufstossen wird.

Bischöfe gegen die Widerspruchslösung

Aktuell darf eine Organtransplantation nur nach einer expliziten Zustimmung der Spendenden ausgeführt werden. Die Volksinitiative «Organspende fördern – Leben retten» möchte dies durch eine vermutete Zustimmung bzw. einen expliziten Widerspruch der Spendenden ersetzen (Widerspruchslösung). Papst Franziskus und die SBK sehen eine Organspende als «Ausdruck der Barmherzigkeit und der sozialen Verantwortung» bzw. als «Geste der grosszügigen Liebe». Allerdings muss eine solche Spende ausdrücklich freiwillig geschehen. Diesem Grundsatz stehe die Widerspruchslösung entgegen, deshalb lehnt die SBK diese Initiative ab. Bischof Felix hebt hervor, dass die SBK nicht gegen die Organspende, aber gegen den Automatismus einer solchen Spende sei. Die Bischöfe ermutigen «alle Gläubigen, ihren diesbezüglichen Willen mit ihren Angehörigen zu besprechen», denn oft sei es die Familie, die diese Entscheidung fällen müsse. 

Mehr zum Thema
PDF des Mediencommuniqués der SBK, 6.6.2019

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