«Was scheinbar kaputt ist, kann erstaunlich oft noch repariert werden.» Repair-Café Bern. Foto: Michael Beckmann

Selber machen - reparieren?

Susanne Jordan wollte nicht länger hinnehmen, dass unsere Computer auf Kosten anderer Menschen hergestellt werden. Im Wissen um die unfairen, menschenunwürdigen und umweltzerstörenden Arbeitsbedingungen von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum Zusammenbau der elektronischen Teile schrieb sie vergeblich Briefe und Anfragen an die Konzerne.

So packte sie es gleich selber an: Als Geografin war die Elektrotechnik nicht ihr Heimatgebiet, aber mit einer klaren Vision und grossem Durchhaltevermögen ging sie an die Sache. Sie liess sich nicht abschrecken durch die scheinbare Unmöglichkeit, die komplizierten Lieferketten der einzelnen Teile zurückzuverfolgen. Zwar ist es noch nicht der ganze Computer, den sie heute in ihrem kleinen Unternehmen «Nager IT» so fair wie möglich produziert, aber immerhin die Maus. Ein erster grosser Schritt ist gelungen.

Die ökumenische Kampagne zur diesjährigen Fastenzeit nimmt die vielen Menschenrechtsverletzungen und die Zerstörung der Umwelt unter die Lupe, die im Umfeld der transnationalen Konzerne weltweit geschehen. Unsere Gesellschaft verdankt ihren Reichtum Menschen wie den jugendlichen BergbauarbeiterInnen in Peru, die unter lebensbedrohenden Zuständen Gold und Kupfer für unsere Computer abbauen. Nicht länger sollen unsere Firmen auf ihre Kosten grosse Gewinne machen können. Sie müssen ihre Verantwortung auch im Ausland wahrnehmen und sorgfältig prüfen, welche Auswirkungen ihre Aktivitäten auf Menschen und Natur haben. Diese Forderung von Fastenopfer/ Brot für alle und 74 weiteren Organisationen mündet politisch in der Konzernverantwortungsinitiative, durch die wir in der Schweiz einen Teil der Verantwortung mittragen können.

Zurück zu Susanne Jordan: Auch sie hat Verantwortung übernommen. Und gemeinsam mit ihr suchen immer mehr Menschen nach Wegen, hier und jetzt anders zu handeln und zu leben. So, dass das eigene Leben nicht anderen das Leben kostet und eine gute Zukunft möglich wird. Während die einen faire Herstellungsprozesse selber an die Hand nehmen, führen andere ein einfaches Leben mit nur 100 Gegenständen. Öffentliche Kühlschränke sorgen dafür, dass übriggebliebene Lebensmittel noch AbnehmerInnen finden, in vielen privaten und öffentlichen Räumen wird getauscht und geliehen, weil nicht jede/r alles selber haben muss. Und was scheinbar kaputt ist, kann erstaunlich oft noch repariert werden, das erleben jene, die ein Repair-Café glücklich mit ihrem neu geflickten Lieblingsstück verlassen.

Diskutieren sie mit uns über den Wert von Gegenständen, verantwortungsvolle Kaufentscheide, Konsumverzicht, faire Herstellung und die Handlungsspielräume des Reparierens an der Podiumsveranstaltung vom 11. März in der Quartierwerkstatt Viktoria!

Judith von Rotz

Ökumenische Kampagne zur Fastenzeit - Lesen Sie dazu auch das Interview über die Konzernverantwortungsinitiative und den Artikel über das Hungertuch zur Kampagne 2016

Nach dem Konsum - Podiumsdiskussion
am Freitag, 11. März, 19.30: Quartierwerkstatt Viktoria, Gotthelfstrasse 29, Bern Wir diskutieren mit: Susanne Jordan, Initiatorin faire Computermaus Nager IT / Markus Flück, Mitglied «Décroissance Bern» / Michael Beckmann, Veranstalter «Repair-Café Bern». Moderation: Louise Graf
Nächstes Repair-Café Bern im Progr/Turnhalle: Samstag, 12. März, 10.00–16.00

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