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Social Media, die –

Ein kritischer Blick auf die Digitalisierung in der Kirche

Wenn ich diese Tage durch meinen Facebookfeed scrolle, stechen mir zahlreiche geteilte Artikel anderer Theolog*innen ins Auge. Ein Thema ist dabei äusserst präsent, nämlich das Angebot und die Nutzung von kirchlichen Medienangeboten auf Social Media und anderen digitalen Kanälen.

Die Corona-Krise hat quasi mit Gewalt beschleunigt, was ein ohnehin schon stattfindender Prozess war: die digitale Entwicklung. Diese verlegt immer mehr interpersonale, kommunikative und soziale Prozesse in den digitalen Raum – oder fügt ihnen zumindest eine digitale Komponente hinzu. Zahlreiche Pfarreien hatten oder haben immer noch Gottesdienste als Stream oder Videopodcast im Angebot, Seelsorge wurde über Social Media organisiert, Gebetsanliegen können online eingebracht werden. Die Qualität der Produkte liess vielerorts zu wünschen übrig, erfüllte aber oft ihren Zweck. Den Gottesdienst in der eigenen Pfarrei via Video zu erleben, war für viele Menschen wertvoller, als einen zufälligen Gottesdienst beispielsweise über klassische Medienkanäle mitzuverfolgen.

Die Kirche hat sich früh mit der Frage nach «sozialen» Medien befasst. Sie hat, was in gewisser Hinsicht prophetisch war, die Funktion von Social Media durchaus kritisch beurteilt – im Hinblick auf die zunehmende Kommunikation mit abnehmender Personalisation zum Beispiel. Diese kritische Haltung ist in den letzten Jahren teilweise zu einem gesellschaftlichen Konsens geworden. Digitaler Ersatz in Zeiten der Krise ist wertvoll, bleibt aber Ersatz: Der digitale Raum bietet einfachen Kontakt bzw. zuverlässige Kommunikation, gleichzeitig aber sind diese Beziehungen loser und weniger eng als real erlebte Kontakte.

Das ist nicht unbedingt schlecht: Ein gesundes Sozialleben ist genauso auf schwache wie auf starke Beziehungen angewiesen. Für schwache Beziehungen, wie sie während der Corona-Krise vor allem fehlten, beispielsweise im pastoralen Bereich, können digitale Angebote ein guter Ersatz sein. Nichtsdestotrotz: Nur neue Kanäle zu erschliessen und alten Wein in neuen Schläuchen zu servieren, wird die Kommunikationsprobleme der Kirche nicht lösen.

Sebastian Schafer

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