Im Zeichen des Frauenstreiks. Synode im Rathaus Bern

Synode wagt pastoralen Weg

Im Berner Rathaus tagte am 14. Juni das Parlament (Synode) der röm.-kath. Landeskirche des Kantons Bern. Gleich zwei Projekte mit diakonischem Charakter werden neu eingerichtet.

Im Berner Rathaus tagte am 14. Juni das Parlament (Synode) der röm.-kath. Landeskirche des Kantons Bern. Die Synodal*innen beschliessen einen Fonds für pastorale und diakonische Arbeiten, der mit 300'000 Franken dotiert ist; ebenfalls neu gibt es eine Stelle für pastorale Bereiche.

Der Projektfonds soll kurzfristig, flexibel, unkompliziert und schnell helfen, pastorale und diakonische Projekte in den Pfarreien und Pastoralräumen umzusetzen. Die Zielsetzungen des Fonds waren unbestritten, diskutiert wurde über den Namen. Der Kompromiss des Synodalrates setzte sich schliesslich durch, er heisst also Projektfonds für pastorale und diakonische Arbeiten. Insbesondere die Regionalversammlung Mittelland monierte, dass man im reformierten Kanton Bern den Begriff pastoral nicht verstehe. Nach der Loslösung vom Kanton müsse man über die eingesetzten Gelder Rechenschaft ablegen, da würde der Begriff diakonisch besser verstanden.

Eine Überraschung gab es dann bei der Beratung des Reglements zum Projektfonds. Die Zusammensetzung des Fondsausschusses wurde durch einen Antrag der Regionalversammlung Mittelland komplett auf den Kopf gestellt. Dieser Ausschuss berät die eingereichten Projekte und stellt dem Rat Antrag. Weil das explizit Projekte aus den Pfarreien und den Pastoralräumen sind, also pastorale Projekte, war vorgesehen, den Ausschuss fast komplett durch Vertreter*innen der pastoralen Seite zu besetzen. Die Regionalversammlung Mittelland will das nicht, die Kirchgemeinden müssten ebenfalls gemäss den Regionen vertreten sein.

Sehr zur Überraschung des Synodalrates wurde dieser Antrag mit 30 zu 27 Stimmen angenommen. Die Arbeit auf dem Land, so die Präsidentin der Regionalversammlung Mittelland Marianne Stettler, werde auch in den Pfarreien durchaus von Mitgliedern der Kirchengemeinderäte getragen. Häufig fehle das theologisch-pastorale Personal. Darum mache es Sinn, dass auch die Kirchgemeinden in diesem Ausschuss vertreten seien.

Es ist allerdings kaum vorstellbar, dass dies so umgesetzt wird. In der Wandelhalle konnte man von Vertreter*innen der Minderheitsposition vernehmen, dass der Ausschuss dadurch in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt werde, dass er zu gross werde.

In der Herbstsession steht also mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Rückkommensantrag für dieses Geschäft an, schliesslich gab es vier Enthaltungen.

Ausserdem wurde eine neue Stelle «pastorale Bereiche» geschaffen. Die künftige Stelleninhaberin, der künftige Stelleninhaber muss den Projektfonds verwalten und soll in den Bereichen Diakonie, Palliative Care oder Seelsorge in Asylzentren tätig sein. Es soll Beratung und Unterstützung für Pfarreien und Pastoralräume geleistet werden, beispielsweise wie man konkret Projekte entwickelt und umsetzt, wie man mit den ökumenischen Partner*innen zusammenarbeitet etc. Auch hier wurde angeführt, dass diese Stelle gerade im ländlichen Raum dringend nötig sei, weil hier das Know-how oft fehle. Eine kantonale Stelle könne hier professionell, vernetzt und flexibel agieren.

Das waren die spannenden Tagesordnungspunkte. Ansonsten wurde alles einstimmig und deutlich angenommen oder durchgewinkt. Die Rechnung schliesst mit einem Überschuss von 246'00 Franken ab. Niemand, nicht einmal die Finanzkommission wollte das Wort ergreifen, die Verantwortlichen waren darob etwas perplex. Man hat in der Landeskirche halt schon andere Zeiten erlebt, wo beinahe um jeden Franken gestritten wurde. Vergangene Zeiten. 

Die katholische Landeskirche wird ausserdem weiterhin an den Publikumsmessen, wie etwa der BEA, vertreten sein. Die gemeinsamen Auftritte mit den anderen Kirchen lässt man sich jährlich gut 42'000 Franken kosten.

Für die Zukunft herausfordernd werden die Neubesetzungen sein. Synodalratspräsident Heinrich Gisler stellt sich im nächsten Jahr nicht mehr zur Verfügung, verschiedene Personen scheiden aus dem Rat aus. Wie die Suche nach geeigneten Leuten vorankommt, dazu äusserten sich die Verantwortlichen nicht.

Die Synode wurde vom neuen Synodepräsidenten Michel Conus souverän geführt. Er hatte für das erste Mal keine einfache Aufgabe. Es war eine gute, eine erfolgreiche Parlamentssitzung, die Exekutive brachte ihre Geschäfte durch, die Zusammenarbeit der Gremien scheint gut zu funktionieren. Es war eine entspannte, lockere Atmosphäre, bisweilen sogar gespickt mit scherzhaften und augenzwinkernden Bemerkungen.

Andreas Krummenacher

 

MERH ZUM THEMA

Das «pfarrblatt» hat über die Synode getwittert: www.twitter.com/pfarrblattbern

Die offizielle Medienmitteilung gibt es  hier als PDF

 

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