Vincent Long Van Ngyen. Foto: parracatholic.org

Überheblichkeit

Ein australischer Bischof hat angegeben, als Kind selbst Opfer von Missbrauch geworden zu sein und kritisiert die Kirche im Missbrauchsskandal.

Bei der abschliessenden Anhörung der australischen Missbrauchskommission hat der Bischof von Parramatta, Vincent Long Van Ngyen (55), angegeben, als junger Mann selbst Opfer von sexuellem Missbrauch durch einen Priester geworden zu sein. Der Übergriff habe sich kurz nach seiner Ankunft als Bootsflüchtling aus Vietnam ereignet, zitierten örtliche Medien den Bischof am Dienstag.  

Er wolle sich dafür einsetzen, dass allen Betroffenen Gerechtigkeit widerfahre, sagte der Bischof. Nach seiner Aussage erhielt er Medienberichten zufolge Beifall von den im Saal anwesenden Zuhörern. Im Zentrum des elften Tages der dreiwöchigen Anhörung stand am Dienstag die Frage, ob und wie Klerikalismus und Kirchenhierarchie zum Ausmass des sexuellen Missbrauchs in der Kirche beigetragen haben. Dazu hatte die Kommission sechs katholische Erzbischöfe und Bischöfe als Zeugen geladen.  

Kirchliche Hierarchie als Nährboden für Elitedenken

Bischof Long kritisierte in seiner Aussage unter anderem die gegenwärtigen hierarchischen Strukturen innerhalb der Kirche. Titel, Privilegien und die «institutionelle Dynamik in der Kirche» seien der Nährboden für «klerikale Überlegenheit und Elitedenken». Laien hätten «kein nennenswertes Mitspracherecht» bei der Ernennung, Aufsicht und Entlassung eines Priesters. Dies müsse sich, ebenso wie die Marginalisierung von Frauen innerhalb der Kirche, ändern.  

Der Erzbischof von Canberra-Goulburn, Christopher Prowse, sprach sich für ein Ende von «Heimlichtuerei» und «Vertuschung» bei Missbrauchsfällen aus. Die Kirche könne den Missbrauchsskandal nicht alleine aufarbeiten, sondern müsse auf «transparente Weise mit den Behörden zusammenarbeiten», betonte er.  

Die Kommission zur Untersuchung des Umgangs von weltlichen Institutionen, Kirchen und Religionsgemeinschaften mit Missbrauchsfällen war 2013 von der australischen Regierung eingesetzt worden. Neben der katholischen Kirche bezogen auch die anglikanische Kirche, andere christliche Konfessionen sowie weitere Religionen Stellung. Die Kommission befasste sich auch mit Missbrauch in Sportverbänden und der australischen Armee. Der Abschlussbericht wird für Dezember erwartet.

kath.ch/kna

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