Bischöfliche Kommunikation soll der Integration dienen. Felix Gmür. Foto: Pia Neuenschwander

Verantwortung wahrnehmen und Raum für Entwicklung geben

Bischof Felix Gmür zum Fall Huonder

Die katholische Kirche erlebe ich als vielstimmige Gemeinschaft. Das ist gut so; denn die eigenen Glaubensüberzeugungen fallen nicht vom Himmel. Wir wachsen an dem, was vorgegeben ist, und an dem, was wir gestalten. Darum fordert mich mein bischöflicher Wahlspruch heraus: «Begreift, was der Wille des Herrn ist!» (Epheser 5,17).
In den letzten Tagen hat sich nun erneut ein Streit entfacht über die Frage, wie die kirchliche Gemeinschaft mit Homosexualität umgehen soll. Ich danke Bischof Markus Büchel, Bischof Charles Morerod, Abt Urban Federer und weiteren Exponenten der Kirche, die zu den Äusserungen von Bischof Vitus Huonder Stellung genommen haben.
Zurzeit bin ich gerade auf Pilgerfahrt im Heiligen Land und merke einmal mehr, welch aufbauende, aber auch welch explosive und zerstörerische Kraft einzelne Bibelzitate haben können, wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen werden. Muss das sein? Weder die Bibel noch die Lehre der Kirche sind in ihrer Wahrheit als «nasser Waschlappen» zu verstehen, den wir einander «um die Ohren schlagen», um ein Bild von Max Frisch zu verwenden. Als Bischof fühle ich mich für alle Menschen verantwortlich – unabhängig von Herkunft, Bildung oder sexueller Orientierung. Dazu gehört für mich, dass ich – wie alle anderen auch – homosexuelle Menschen vorbehaltlos annehme. Sie dürfen nicht herabgesetzt werden. Unser Leben in Raum und Zeit beinhaltet die Freiheit für Entwicklungen. Dies scheint mir auch ein grosses Anliegen von Papst Franziskus zu sein: Die von ihm einberufene Familiensynode wird in einem weltweiten Prozess vorbereitet. Mit freiem Wort stellen sich die Bischöfe den aktuellen Fragen rund um Partnerschaft, Ehe und Familie – darunter auch Homosexualität.
In einem weltweit angespannten politischen Klima stelle ich an mich den Anspruch und erwarte auch von meinen bischöflichen Mitbrüdern, dass unsere Kommunikation der Verständigung und Integration dient, so wie ich das auch von meinen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verlange.

Solothurn, 14. August,  Felix Gmür, Bischof von Basel

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