Doris Strahm. Foto: Archiv

Vom Verlangen nach Heilwerden – Doris Strahm / Regula Strobel (1991)

Die Schweizer Theologinnen leisteten einen massgeblichen Beitrag dazu, damit die Person und die Bedeutung Jesu für Frauen zugänglicher wird.

«Kirche mit*» steht auch für eine Kirche, in der die Theologie von Frauen ihren gleichberechtigten Platz hat. Dieses Anliegen ist keineswegs neu: Bereits 1405 schrieb die italienisch-französische Schriftstellerin Christine de Pizan ihr berühmtes «Buch von der Stadt der Frauen». Und schon 1895/98 gab eine Autorinnengruppe um die amerikanische Bürgerrechtlerin Elizabeth Cady Stanton die «Woman‘s Bible» heraus, einen ersten feministischen Kommentar zur ganzen Bibel.

Seit den 1970er Jahren sind diese Debatten an einem Kernpunkt der Theologie angekommen: der Christologie. Dazu haben die Schweizer Theologinnen Doris Strahm und Regula Strobel massgeblich beigetragen. In ihrem Buch «Vom Verlangen nach Heilwerden» haben sie 1991 christologische Entwürfe von feministischen Theologinnen aus aller Welt in deutscher Sprache zugänglich gemacht und durch eigene Beiträge ergänzt. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie das traditionelle, griechisch-philosophisch geprägte Bekenntnis zu Jesus, dem Christus, so neu gedeutet werden kann, dass es für die Lebenserfahrungen von Frauen und auch für Menschen aus anderen Kulturen zugänglicher wird.
Darüber hinaus reflektiert feministische Christologie unter anderem, dass «die Geschichte eines mit universalem Erlösungs- und Wahrheitsanspruch auftretenden Christentums gezeigt hat, wie schnell sich eine Idee, die zum Heil, zum Glück aller gedacht war, in ihr Gegenteil verkehren kann, sobald sie absolut gesetzt wird». Stattdessen gehe es um «Versuche, unserem Verlangen nach Befreit- und Heilwerden Ausdruck zu geben und zu entdecken, was in konkreten Kontexten für Frauen befreiend und erlösend ist». Doris Strahm und Regula Strobel haben mit ihren Lehraufträgen und Publikationen erwachsenenbildnerischer und pastoraler Arbeit wegweisende Impulse in der Schweiz und darüber hinaus gesetzt. Heute ist Doris Strahm als freischaffende Theologin in Basel und Regula Strobel als Hotelière im Prättigau tätig.

Detlef Hecking, Bibelpastorale Arbeitsstelle



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