Der Kameruner Don Odilon Mbog verlässt das Berner Oberland. Der sprachgewandte und hochgebildete Missionar fühlte sich nie diskriminiert, gleichwohl war der Beginn nicht einfach. Foto: Guido Lauper

Von Afrika via Rom in die Schweiz und ins Oberland

Don Odilon, Seelsorger für italienisch sprechende katholische Christen im Berner Oberland, beendet seine Tätigkeit als Leiter der Missione auf Ende Juli.

Don Odilon, Seelsorger für italienisch sprechende katholische Christen im Berneroberland, beendet seine Tätigkeit als Leiter der Missione auf Ende Juli. Das «pfarrblatt» wollte von dem gebürtigen Kameruner wissen, wie er seine Zeit in der Schweiz und im Berner Oberland erlebte – allenfalls als Kulturschock –, und ob Rassismus für ihn ein Thema war. Die Neubesetzung der Stelle ist in einem kleineren Pensum geplant.


«pfarrblatt»: Don Odilon, wie kamen Sie von Kamerun in die Schweiz?

Don Odilon: Nach dem Studium in Rom mit Schwergewicht Kirchenrecht war ich vor 25 Jahren zum Priester geweiht worden. Nach achtjährigem Einsatz in meiner Heimat sagte mir mein Bischof: «Du gehst nach Lugano in die Schweiz», wo ich nach anderthalb Jahren Studium an der Universität (Facoltà di teologiadi Lugano) anschliessend als Priester fünf Jahre in Mezzovico wirkte. 2007 schickte mich der Koordinator der italienischsprachigen Seelsorge in der Schweiz ins waadtländische Nyon und im September 2008 nach Thun.

Sie beherrschen also mehrere Sprachen?
Unsere Amtssprachen zuhause sind Französischund Englisch, zudem studierte ich Spanisch. In Rom kam Italienisch dazu, in Nyon Französisch. Hier hatte ich keine Probleme, denn die Bevölkerung spricht meine Muttersprache Französisch. Deutsch verstehe ich inzwischen gut, nur mit dem Sprechen klappts noch nicht so perfekt.

Was gefällt Ihnen hier am besten?
Die Landschaft mit Seen und Bergen, obwohl mich die Schroffheit der Letzteren bisweilen auch bedrückt.

Wie erleben Sie die Menschen und die Kirchen im Berner Oberland; wurden Sie jemals mit Rassismus konfrontiert?
Niemals! (Don Odilon sagt das mit Nachdruck. Anmerkung der Redaktion.) Hat man erst mal den Kontakt zu den Leuten gefunden, sind sie nach anfänglicher Reserviertheit sehr offen und freundlich.

Wie war das mit dem berühmt-berüchtigten Kulturschock?
Ich bin Afrikaner (Kameruner), Italiener, Franzose und ein bisschen Schweizer – (er lacht bei dieser Aussage herzlich; Anmerkung d.Red.). Ich liebe auch ein Stück Pizza und ein Glas Wein. Den Kulturschock erlebte ich am ehesten im kirchlichen Bereich. Denn die Kirche in der Schweiz erscheint mir verschieden zu jener in Afrika zu sein. Während in Kamerun die Menschen verschiedenster Religionen einfach friedlich zusammenleben, fiel mir hier sofort die tiefe und lebendige Ökumene mit gemeinsamen Aktivitäten und Feiern auf.
In Kamerun gibt es keine Plattform für Ökumene und keine entsprechenden Strukturen. Nur sehr selten gibt es Gottesdienste mit Angehörigen anderer christlicher Konfessionen. Eine zweite Verschiedenheit ist die Verbindung mit der Universalkirche und mit dem Heiligen Stuhl. Gibt der Papst also ein offizielles Dokument heraus – beispielsweise ein Apostolisches Schreiben von Papst Franziskus, das er ja nicht allein, sondern in Absprache mit seinen Beratern aus der ganzen Welt entwickelt hat –, wird dieses zuhause von der örtlichen Kirchenleitung besprochen und umgesetzt. Die Bevölkerung nimmt dies ohne grosse Fragen an. In der Schweiz werden die Themen zuerst in Frage gestellt und lösen heftige Auseinandersetzungen aus. Hier müssten wir uns wohl wieder fragen, was wollte Christus, was will er von uns? Beziehungsweise ihn und seinen Auftrag ins Zentrumstellen!

Was würden Sie uns diesbezüglich raten?>
Zum einen die richtige Umsetzung des Begriffes der Kirche als Volk Gottes im Verständnis, dass wir Volk für Gott sind und nicht umgekehrt. Zum anderen die Aufteilung der Aufgaben, mit der die Priester und Seelsorger ihre seelsorgerlichen und pastoralen Pflichten in den Vordergrund stellen und Kirchgemeinden ihre administrativen.

Was waren Ihre Aufgaben im Oberland?
Ich durfte Sakramente spenden, Gottesdienste feiern – italienisch und deutsch –, Katechese für Erwachsene und Seniorennachmittage für italienisch sprechende Menschen leiten, Betagte in Altersheimen und Kranke in Spitälern besuchen, und bei Bedarf auch Beerdigungen übernehmen. Meine Stelle war Teil des Pastoralraumes Bern Oberland, daher die Bezeichnung «Achte Pfarrei». Weil die Mission kein Sekretariat hat, kamen die administrativen Aufgaben, wie in einer «normalen» Pfarrei, noch hinzu.

Vielen Dank, Odilon Mbog, für diesen Einblick und für Ihre Überlegungen. Wir wünschen Ihnen viele schöne Erinnerungen ans Berner Oberland und für die Zukunft alles Gute!

Interview und Bild: Guido Lauper

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