Chantal Brun, Katechetin und Jugendarbeiterin der Pfarrei St. Josef Köniz, baute mit Jugendlichen ein Wildbienenhotel – aus gutem Grund. Die Pfarrei arbeitete sieben Jahre lang an einem strikten Umweltmanagement und nahm so Schöpfungsverantwortung wahr. Jetzt wird die Pfarrei mit dem «Grünen Güggel» ausgezeichnet.

Von Wespen und Wildbienen

Vorbildfunktion: Die Pfarrei St. Josef in Köniz wurde für ihr Umweltmanagement mit dem «Grünen Güggel» ausgezeichnet.

Es gibt sie doch, die kirchlichen Impulse, die Nachhaltigkeit beweisen. die Pfarrei St. Josef, Köniz, feiert am 1. Mai die Auszeichnung «Grüner Güggel», die sie als erste Pfarrei und Kirchgemeinde im Kanton Bern am 31. März zugesprochen bekam. Sie wird damit für ihr Umweltmanagement ausgezeichnet. Chantal Brun, Mitglied der Arbeitsgruppe «Schöpfungsverantwortung», erklärt, warum es geht.

Angefangen hat das bewusste Engagement für die Umwelt vor sieben Jahren. Die Hilfswerke «Fastenopfer» und «Brot für alle» riefen damals zur konkreten Schöpfungsverantwortung auf. Die Fastenkampagne animierte zur Überprüfung des ökologischen Fussabdrucks von Einzelnen und Pfarreien. In der Pfarrei St. Josef Köniz entstand in der Folge eine Arbeitsgruppe «Energie». Der Verbrauch von Strom und Wasser, die Isolierung der Gebäudehülle des Pfarreizentrums und der Kirche wurden überprüft und mit Reduktionszielen verbessert. Dabei half, dass sich zwei Mitglieder der Gruppe «Energie» für die ökumenische Arbeitsstelle für Kirche und Umwelt (Oeku) engagierten: Franz X. Stadelmann, Umweltwissenschaftler und Mitglied des Grossen Kirchenrates und Chantal Brun, Jugendarbeiterin. Diese Arbeitsstelle ist es denn auch, die Pfarreien und Kirchgemeinden mit dem Umweltlabel «Grüner Güggel» auszeichnet. Das Umweltmanagement der jeweiligen Pfarrei wird dabei einem klar definierten Prozess unterstellt.

Die Erarbeitung des Zertifikates «Grüner Güggel» erfolgt in zehn Schritten. Chantal Brun findet dieses stufenweise Vorgehen «cool», wie sie sagt: «Es ist doch ziemlich viel Arbeit, die zu bewältigen ist. Aber dieses schrittweise Vorgehen ermöglicht, Tempo und Kräfte anzupassen.» Die Etappen erlauben auch, Freiwillige projektmässig, zeitbefristet und nach Eignung zu engagieren. Brun: «Das alles ist nur mit dem Einsatz von Freiwilligen und ihrem Wissen machbar. Als Beispiel: Eine Frau aus dem Kirchenchor der Pfarrei, die sich beruflich auchmit Umweltfragen beschäftigt, meldete sich spontan bei uns. Sie half den Umweltbericht zu erstellen und führte die interne Überprüfung durch.»

Die grosse Dachfläche des Zentrums St. Josef liess anfänglich vom Einsatz von Sonnenkollektoren träumen. Realisiert werden konnten dann nur zwei Kollektoren auf dem Dach der Sakristanenwohnung: «Die Dachneigung und die Besonnung waren alles andere als geeignet », erklärt Brun, «dafür war die Gebäudehülle gut isoliert. Einzig an einem Fensterrahmen war ein Leck, das bei der Infrarotüberprüfung viel Wärme entweichen liess. Unser pensionierter Sakristan wusste, warum. An diesem Fensterrahmen hatten vor Jahren Wespen ein Nest in die Fensterdämmung gebaut. » Die Pfarrei nahm es den frechen Viechern nicht übel. Mit Jugendlichen baute Chantal Brun dem Kleingetier ein Wildbienenhotel, das nun in der Nähe des Pfarreigartens Gastfreundschaft lebt. Auf dem pfarreieigenen Kinderspielplatz vor dem Zentrum kamen nur einheimische Gehölze und Gebüsche zum Zug. Und die Brennnesseln werden bald eingezäunt. «Auch zum Schutz der Kinder», lacht Chantal Brun auf die entsprechende Frage, «aber mehr für Schmetterlinge, Raupen und Insekten, für die Brennnesseln wichtig sind». Auf die Bäume kommen nächstens Nistkästen für Meisen und in die Gebüschzonen hinter dem Zentrum Brutkästen für Igel. Einzig für Schwalbenkästen ist das Verbindungsdach von der Sakristanenwohnung zum Pfarramt nicht geeignet. Die «Anflugschneise» erwies sich als zu niedrig.

Manchmal gab es auch Rätsel zu lösen. Chantal Brun erinnert sich: Die Gruppe «Energie » staunte zu Beginn nicht schlecht. Die anfänglich erfolgreichen Einsparungen bei Strom und Wasser verschlechterten sich wieder. «Zuerst waren wir etwas ratlos», erzählt sie, «aber dann nahmen wir unsere Veranstaltungsagenda hervor und verglichen mit dem vergangenen Jahr. Wir hatten durch all die engagierten Gruppen unserer Pfarrei gut zwei Drittel mehr Anlässe im Haus. Damit war klar, dass auch Strom und Wasserverbrauch wieder anstiegen. Allerdings nicht um zwei Drittel. Der Spareffekt war also doch messbar.»

Der Einsatz von Putzmitteln, Licht, Umgebungsarbeiten und vieles weitere wurde konsequent durchdacht. Lohn der Mühe ist die Zertifizierung «Grüner Güggel». Die Zertifizierung erarbeitete die Arbeitsgruppe «Schöpfungsverantwortung St. Josef Köniz» unter der Leitung von Roland von Däniken. Sieben von der Gruppe erarbeitete Leitziele für das Umweltmanagement der Pfarrei gaben die Marschrichtung vor. Auf Nachfolgegruppen warten nun weitere Erkenntnisse und Projekte. Nachhaltigkeit ist ein Dauerprojekt. Aber in Etappen realisierbar.

Jürg Meienberg

Mitglieder der Gruppe Schöpfungsverantwortung: Roland von Däniken (Leitung), Franz X. Stadelmann, Ante Corluka, Beatrix Bühler, Ruth Hess, Beat Oberhänsli, Yves Schleppi, Jürg Zehnder, Chantal Brun, Kurt Aufdereggen (Berater, Oeku Bern). 

«Grüner Güggel». Das Fest
Offizielle Zertifizierung der Pfarrei und Kirchgemeinde St. Josef und der Pfarrei St. Josef Schwarzenburgerland. Sonntag, 1. Mai, 09.30 im Gottesdienst in der Kirche St. Josef, Köniz. Mit Gemeinderätin Rita Haudenschild, Köniz, und Kleiner Kirchenrat, Ignaz Caminada.
Anschliessend Apéro, Grussbotschaften und Filmreportage «Grüner Güggel kräht in St. Josef» über den Weg hin zur Zertifizierung.

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.