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Was ist Fasten?

Vom Unterschied zwischen Diät und religiösem Fasten.

Fasten ist ein alter Brauch, von dem wir schon im Alten Testament hören. Hier geht es um Busse, Besinnung und Umkehr. Man soll sein Leben überdenken (wie in Jeremia 6,26 oder in Daniel 9,3).


Von Jure Ljubic, Gemeindeleiter Meiringen


Religiöses Fasten ist keine Diät, sondern soll als Zeit der Umkehr und Besinnung dienen. Auch in den Anfängen des Christentums war Fasten sehr wichtig. Erste Christ*innen haben an verschiedenen Tagen und Zeiten gefastet. Im 4. Jahrhundert setzte sich schliesslich die 40-tägige Fastenzeit durch. Diese Fastenzeit beginnt jeweils am Aschermittwoch, dauert 40 Tage und endet mit dem Karsamstag. Es sind insgesamt 46 Tage, aber die Sonntage dazwischen werden nicht mitgezählt, weil Jesus an einem Sonntag auferstanden ist.

Die Zahl 40 hat in der jüdischen und christlichen Tradition eine tiefe Symbolik. In der Bibel gibt es viele solche Beispiele: Die Sintflut dauerte 40 Tage und 40 Nächte, Mose war 40 Tage und 40 Nächte auf dem Berg Sinai (Ex 24, 18), das Volk Israel wanderte 40 Jahre durch die Wüste (Ex 16, 35), Jesus fastete 40 Tage lang in der Wüste (Mt 4,2), 40 Tage nach der Auferstehung kam Christi Himmelfahrt (Apg 1,3) ... Früher, vornehmlich im Mittelalter, gab es strengere Regeln während der Fastenzeit. Es waren bestimmte Tage und Zeiten, die per Gesetz zur Fastenzeit erklärt wurden. Auch gab es bestimmte Speisen, die an solchen Tagen verboten waren: Fleisch, Eier, Käse und andere Milchprodukte.

Neben dem Nahrungsverzicht entwickelten sich mit der Zeit weitere Pflichten, etwa sexuelle Enthaltsamkeit oder das Verbot von Hochzeiten. Das war eher äusserliches Fasten. Fasten im biblischen Sinn sollte aber mehr sein als nur Verzicht. Es geht viel weiter und tiefer. Deswegen hatte Jesus vom korrekten Fasten gesprochen: «Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten» (Matthäus 6,16–18).

Heute sind Fastenregeln weniger streng. Im Vordergrund steht mehr der freiwillige Verzicht. Christliches Fasten darf nicht Selbstzweck sein. Es geschieht nicht vor den Menschen, sondern allein vor Gott, vor dem wir mit unserem ganzen Leben stehen. Die Fastenzeit gilt als Zeit der inneren Umkehr, in der man nicht immer nur an sich denkt, sondern an das Wesentliche im Leben. Die Gläubigen sollen sich in der Fastenzeit besonders gegen Not und Ungerechtigkeit einsetzen. Zum Fasten gehören auch das Gebet und die Werke der Nächstenliebe. Durch das Fasten kann der Mensch neue Freiheit sowie neue Erkenntnis gewinnen.

Wenn wir bewusst auf Dinge verzichten, die uns schaden, und die Zeit für unseren Glauben nutzen, dann ist das ein gutes Fasten, von dem wir profitieren können. Der Kopf wird beispielsweise klarer, wir werden aufmerksamer, leichter, glücklicher etc. Das alles gehört auch zum christlichen Fasten, bleibt aber nur Nebeneffekt, weil unser Hauptziel nicht die Gewichtsreduzierung ist, sondern die ursprüngliche Harmonie mit Gott, mit dem Nächsten, mit uns selbst. So erleben wir die «neue» Begegnung mit dem auferstandenen Jesus Christus.

 

 

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