Wem gehört die Welt?

José Balmer erzählt von seinem Glauben

«Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.» Dieser Satz von Bert Brecht kann Unterschiedliches bedeuten: Als Beschreibung der grenzenlosen Gier, die manche dazu treibt, aus Egoismus gegen Gesetz und Anstand zu verstossen. Oder als Rechtfertigung, dass man sich in akuter Lebensgefahr über moralische Grundsätze hinwegsetzen darf. Ein Beispiel: Im 2. Weltkrieg erlaubte Kardinal Frings den vor Hunger und Kälte bedrohten Menschen zu «fringsen», d.h. Kohle und Kartoffeln für ihr Überleben zu stehlen. Dieses Zugeständnis hebt das Privateigentum nicht auf, relativiert es aber. Im freien Wettbewerb und in der Konsumgesellschaft von heute geht es vielen nur noch ums grosse Fressen. Über Moral wird gelächelt. Doch eine Wirtschaft, die nachhaltig sein will – will sie das? – muss ethische Grundsätze als Basis haben, sonst führen Ungleichverteilung und ökologischer Raubbau zu sozialen Spannungen, Terror, Krieg und enormen ökologischen Schäden. Schlussendlich sind diese Kosten viel höher als die Aus- gaben für sozialen Ausgleich und ökologisches Handeln. Die Wirtschaftsführer müssten Interesse haben, und die Politiker haben die Sorgepflicht, dass die Wirtschaft der weltweiten (!) Allgemeinheit dient. Für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und die Überwindung der Massenarmut braucht es darum drei Dinge gleichermassen: 1) unternehmerische Freiheit als Motor des Wirtschaftens, 2) sozialen Ausgleich weltweit, 3) ökologische Regulierungen.

 

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