Gold aus Minen in Burkina Faso, wo selbst Kinder es unter lebensgefährlichen Bedingungen aus dem Boden holen, wird nach Togo geschmuggelt, von wo es eine Genfer Handelsfirma importiert und beispielsweise an die Tessiner Raffinerie Valcambi weiterverkauft. Gesetzliche Sorgfaltspflichten gibt es kaum. Goldene Gewinne schon.
Foto: Keystone, Pep Bonet

Wie Gold zu Hunger führt

Volksinitiative für mehr Konzernverantwortung: Fastenopfer und Brot für alle unterstützen den Kampf für die Rechte der Ärmsten dieser Welt.

Rund 70 Prozent des weltweit gehandelten Goldes wird in der Schweiz verarbeitet. Doch unter dem Abbau des kostbaren Gutes leiden die Menschen vor Ort, wie ein Beispiel aus Burkina Faso zeigt. Die verantwortlichen Unternehmen kümmert das bislang wenig. Die Ökumenische Kampagne will das ändern.

Florent Ouédraogo* ist ausser sich: «Die Goldmine Bissa hat meine Felder unter Wasser gesetzt. » Die Szene wirkt apokalyptisch: Inmitten der staubigen Landschaft erstreckt sich hinter Ouédraogo ein See, aus dem Wasser ragt ein toter Baum. Hier befinden sich seine Felder. Anfang August 2012 brach ein Rückhaltebecken der Mine. Das Wasser überflutete die Felder und ist seither nicht abgeflossen.
Die Bauerfamilien haben dadurch Land verloren, und im Dorf Soyala hat die Wasserqualität gelitten. «Wir können das Wasser nicht mehr trinken, es ist verschmutzt», sagt Ouédraogo. «Fünf Hektaren kann ich nicht mehr bebauen», sagt der 62jährige. Vorher seien hier Hirse, Sesam und Niebe-Bohnen gewachsen. Geblieben sei ihm nur ein kleines Feld von 1,5 Hektaren. Damit muss er zehn Kinder ernähren.

Erfolg zunichte gemacht

Hilfe erhielt Florent Ouédraogo von Soutong Nooma, einer Partnerorganisation von Fastenopfer. Von ihr hat er gelernt, seinen Boden nachhaltig zu bebauen. Heute stellt er seinen eigenen Kompost her, schützt die Felder mit Steinmäuerchen vor Erosion und wendet die Zaï-Methode an: Für jede Pflanze gräbt er ein separates Loch in den trockenen Boden, füllt es mit Kompost und legt den Samen hinein. So werden Bodenqualität und Ernte verbessert.
Ouédraogo steigerte seine Ernte im Laufe der Jahre auf 20 Hundertkilosäcke Hirse und 6 Säcke Niebe. Damit konnte er für seine Familie die Soudure verkürzen, die alljährlich wiederkehrende Zeit, in der die Lebensmittel knapp werden. Doch nun hat die Überschwemmung diesen Erfolg zunichte gemacht.
Zwar erhielt Florent Ouédraogo eine kleine Entschädigung – fast drei Jahre später und lediglich für eine Hektare Land. Mit den 500000 Francs CFA, umgerechnet 820 Franken, konnte er sich aber kein Land kaufen. Denn Land wird im ländlichen Burkina Faso traditionell kaum verkauft, sondern vor allem vererbt.

Die Rolle der Schweiz

Das Dorf Soyala ist kein Einzelfall: Allein wegen der Mine Bissa haben rund 3000Menschen ihre Häuser und ihr Land verloren. Untersuchungen von Fastenopfer im Umfeld von drei Minen haben ergeben: Der Goldabbau zerstört die Lebensgrundlagen der Menschen, verletzt Menschenrechte oder respektiert nur ungenügend das Mitbestimmungsrecht der Betroffenen.
Das Gold aus den untersuchten Minen wird in der Schweiz raffiniert: bei Metalor in Neuenburg und Pampin Chiasso. Als praktisch alleinige Abnehmer könnten die Unternehmen Einfluss auf den Umgang der Minen mit der lokalen Bevölkerung nehmen. Offenbar tun sie das ungenügend. Deshalb hat Fastenopfer zusammen mit anderen Organisationen die Konzernverantwortungsinitiative lanciert. Sie will Schweizer Unternehmen gesetzlich zur Sorgfalt gegenüber Menschenrechten und Umwelt verpflichten und steht im Zentrum der Ökumenischen Kampagne 2016.
*Name geändert

Patricio Frei, Fastenopfer

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