Rektor Ansgar Wucherpfennig. Foto: www.sankt-georgen.de

Wie in alten Zeiten

Die Kritik am Umgang der Kirche mit Homosexuellen und Frauen kostet ihn womöglich das Rektorenamt in St. Georgen: Ansgar Wucherpfennig.

Diese Geschichte ist leider bitterer Ernst. Im Zentrum steht Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig. Dieser wurde im Februar für eine dritte Amstzeit als Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen wiedergewählt.

Dort lassen die Bistümer Hamburg, Hildesheim, Limburg und Osnabrück ihre Priesteramtskandidaten ausbilden. In der Zwischenzeit äusserte sich Wucherpfennig in Interviews kritisch zum Umgang der Kirche mit Homosexuellen und mit Frauen. Er befürworte, so Wucherpfennig, Segensfeiern für homosexuelle Partnerschaften.

Das wiederum gefiel Kardinal Giuseppe Versaldi, Präfekt der vatikanischen Bildungskongregation, gar nicht. Der Kardinal ist ein wichtiger Mann, erteilt er doch die für solche Posten erforderlichen Unbedenklichkeitserklärungen («Nihil obstat»), also die Arbeitserlaubnis. Im Fall von Ansgar Wucherpfennig entschied sich die Bildungskongregation nun, diese Erklärung zu verweigern.

Allerdings erhielt der fehlbare Rektor die Möglichkeit, seinen Irrlehen abzuschwören, er gefährde nämlich den Glauben. Dieser aber denkt nicht daran. Gegenüber der «Frankfurter Neuen Presse» sagte er: «Ich werde nichts zurückziehen von dem, was ich gesagt habe. Wenn das Rektorenamt der Preis ist, werde ich den Preis zahlen.»

Der Jesuitenpater erhält viel Solidarität. Was weiter geschehen wird, das bleibt offen. Derweil wurde das neue Semester mit einem feierlichen Gottesdienst eröffnet, die Messe zelebriert hat Pater Ansgar Wucherpfennig.

Andreas Krummenacher

 

Debatte um Rektor Wucherpfennig hält weiter an.

Die fehlende Bestätigung des Vatikan für eine weitere Amtszeit des Jesuitenpaters Ansgar Wucherpfennig als Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen sorgt weiterhin für Debatten.

Wucherpfennig habe sich auf Aussagen von Papst Franziskus verlassen «und ist damit gegen die Wand gefahren», sagte der Theologe Michael Seewald am Samstag im Deutschlandfunk. Der Papst ermutige Theologen ausdrücklich, im Sinne kirchlicher Reformen zu denken - die römische Bildungskongregation agiere jedoch ganz anders.

Wucherpfennig wurde bereits im Februar für eine dritte Amtszeit als Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen wiedergewählt. Dort lassen die Bistümer Hamburg, Hildesheim, Limburg und Osnabrück ihre Priesteramtskandidaten ausbilden. Der Vatikan erteilte ihm bislang noch nicht die erforderliche Unbedenklichkeitserklärung («Nihil obstat»).

Wucherpfennig hatte sich in Interviews kritisch zum Umgang der Kirche mit Homosexuellen und mit Frauen geäussert und Segensfeiern für homosexuelle Partnerschaften befürwortet. Seewald appellierte an die deutschen Bischöfe, in Rom deutlich zu machen, dass bestimmte Massnahmen und Arten des Umgangs «in Deutschland einfach nicht akzeptabel sind». Theologen genössen verfassungsmässige Rechte, die auch die katholische Kirche zu achten habe. Seewald beklagte anonyme Denunziationen in Rom, die zu fehlender Rechtssicherheit führten: So wüssten betroffene Theologen bisweilen nicht einmal, was ihnen vorgeworfen werde.

Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Hochschule Sankt Georgen zeigte sich «schockiert, fassungslos und äusserst besorgt». Gerade zu Semesterbeginn herrsche unter den Studierenden "grosse Verunsicherung, wie es für uns und unseren Rektor weitergeht", heisst es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung. Das Verfahren sei «intransparent und inakzeptabel».

Der AStA verweist auch auf die aktuelle Jugendsynode im Vatikan: Dort werde zum Dialog über brisante Themen angeregt. Wenn die Unbedenklichkeitserklärung für Wucherpfennig ausbleibe, würde damit zugleich "eine offene akademische Diskussion in der Frage zum Umgang mit Homosexualität" unterdrückt. Das Schreiben schliesst mit der Forderung, dass Wucherpfennig Rektor der Hochschule bleiben solle.

kna/kath.ch


Thomas J. Schmidt: «Predigen darf Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig noch», Frankfurter Neue Presse, 16. Oktober
  



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