Aus der Werkstatt Huggler in Brienz stammt diese Holzschnitzerei eines Bernhardinerhundes mit Mönch, ein Mythos der Schweizer Alpenwelt. Foto: Christina Burghagen

Wie wurde der Hund zum Bernhardiner?

Wie Barry in Schneesturm und Winterkälte 40 Menschen vor dem Tod rettete, rührte mein Herz, als ich Kind war. Heute ist dem berühmtesten Rettungshund vom Grossen Sankt Bernhard aus dem 19. Jahrhundert im Berner Naturhistorischen Museum eine ganze Ausstellung gewidmet.

Fasziniert war ich auch vomFässli, das Barry um den Hals trug. Sein Schnaps war offenbar ein lebensrettendes Wunder- oder Weihwasser. Eindrücklich stapften auch die Mönche mit Barry durch den Schnee und retteten mutig verirrten Reisenden und halb erfrorenen Lawinenopfern das Leben. Schemenhaft träumte ich von ihren Kutten im Schneegestöber – ein Symbol für Rettung und Heimat in unwirtlichen Zeiten. Auf der Passhöhe dieser uralten Nord-Süd-Verbindung auf rund 2500Metern imWallis soll der heilige Bernhard von Menthon (oder von Aosta) bereits von 1000 Jahren ein Hospiz gegründet haben. Zur Niederlassung der Augustiner- Chorherren auf dem Handels- und Pilgerweg gehörte neben Wohngebäuden auch ein Hospital (deshalb «Hospiz»).
Neben den Gebeten pflegten die Mönche die Gastfreundschaft. Hier bekamen vomSchmuggler bis zumZöllner alle Platz und etwas zu essen. Seit über 300 Jahren gehören auch die Hunde zur Kongregation und übernahmen ihren Namen. Als frühe Lawinenhunde retteten Barry und andere Bernhardiner immer wieder Menschen das Leben. Als Napoleon 1800 mit 46000 erschöpften Soldaten den Pass überquerte, wurden Gastfreundschaft und Bernhardiner weltberühmt. Diese Tradition blieb wichtig, auch wenn das Gasthaus heute kostet. Eine tiergerechte Bernhardinerzucht wurde aber immer schwieriger. 2005 verkauften die Chorherren die Hunde an die Barry-Stiftung in Martigny. Doch im Sommer leben weiterhin über die Hälfte der Tiere auf dem Pass. Und Souvenirs tragen den Mythos des Barry und der Bernhardiner weiter.

Karl Johannes Rechsteiner/ Christina Burghagen

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