Foto: jodofe / photocase.de

«Wir haben es satt!»

Theolog*innen fordern einen umfassenden Reformprozess in der katholischen Kirche. Sie treffen sich Mitte Juni mit Bischof Felix Gmür.

Als Reaktion auf den kollektiven Kirchenaustritt von sechs prominenten Katholikinnen (wir haben berichtet) veröffentlichten Ende letzten Jahres die Theologinnen Monika Hungerbühler und Jacqueline Keune gleichsam ein Manifest: «Eine Kirche umfassender Gleichwertigkeit.» Innert kurzer Zeit haben diese Stellungnahme über 300 Theolog*innen mitunterzeichnet.

Bischof Felix Gmür lud die Frauen darauf zum Gespräch ein. Dieses Gespräch wird nun zwischen sieben Unterzeichner*innen, Bischof Felix Gmür und Generalvikar Markus Thürig Mitte Juni stattfinden.

Die sieben Personen haben am 28. März ein weiteres Papier veröffentlich. Es soll «als Grundlage für den Austausch» mit dem Bischof dienen, wie sie in einer Medienmitteilung schreiben. Das Papier trägt den Titel: «Wir haben es satt!» Sie würden es sehr schätzen, heisst es weiter, dass «Bischof und Generalvikar bereit sind, mit uns über das Papier zu sprechen. Und wir verbinden damit den Wunsch und die Hoffnung, dass konkreter über kirchliche Reformschritte diskutiert wird und solche endlich gesetzt werden.»

Im Papier heisst es, sie hätten es satt, dass die gleichen Anliegen seit Jahrzehnten auf der kirchlichen Traktandenliste stehen würden und mit den Reformabsichten nicht wirklich ernst gemacht werde. Sie fordern eine «nicht-klerikale Kirche umfassender Gleichwertigkeit und neuer Glaubwürdigkeit». Es folgen 20 Forderungen, Erwartungen und konkrete Reformschritte.

Man könnte die Punkte gemeinhin als Auflistung allgemeiner Menschenrechte auch für die Kirche betrachten. Gleichwertigkeit, Gleichberechtigung, keine Diskriminierung. Zentral ist die Forderung nach einem Überdenken der Weiheämter. Diese sollten radikal neu entworfen und von allem Klerikalismus befreit werden.

Es gibt auch liturgische Anliegen, etwa das Vortragen des Evangeliums durch Laien, oder, dass das Hochgebet nicht alleine vom Priester gesprochen werde. Die Hauptsorge müsse nicht dem Überleben der Kirche gelten, sondern der Frage, wie Jesus-Nachfolge heute geschehen könne. Die Verpflichtung gelte den Menschen, «besonders den Benachteiligten».

Die Theolog*innen schreiben: «Wir erwarten eine grundlegende Umgestaltung unserer Kirche, die sich an Jesu Botschaft und Praxis prophetischer Reich-Gottes-Gerechtigkeit orientiert, nicht nur von Bischöfen, sondern auch von uns selber. Es ist Aufgabe aller, an ihren Orten und mit ihren Möglichkeiten daran mitzuwirken.»

Andreas Krummenacher

Mehr zum Thema

Stellungnahme als PDF zum Herunterladen. «Wir haben es satt!»: Stellungnahme von Marie-Theres Beeler, Angela Büchel Sladkovic, Nico Derksen, Monika Hungerbühler, Jacqueline Keune, Elke Kreiselmeyer, Felix Senn

Die erste Stellungnahme und weitere Informationen auf der Webseite der «Theologischen Bewegung fur Solidarität und Befreiung»

Lesen Sie ausserdem:

Kapitulation mit Kampfansage: Die Redakteurinnen der Frauenzeitschrift «Donne Chiesa Mondo» haben geschlossen ihre Kündigung eingereicht. Sie kritisieren männliche Kontrolle und Eingriffe in ihre journalistische Freiheit. Und es geht ums Grundsätzliche: «Die Kirche gibt Frauen keinen Platz», sagt Chefautorin Lucetta Scaraffia. Das Monatsmagazin erscheint als Beilage in der offiziellen Zeitung des Heiligen Stuhls, dem «Osservatore Romano».  Beitrag auf Deutschlandfunk, von Thomas Migge

 

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.