Mission de vie. Ein Heim, wo Menschen in Geborgenheit sterben können, einzigartig im Libanon. Foto: zVg

Wirkungsvoll?

Jede Karwoche wird ein Kirchenopfer für den Heiligland-Verein aufgenommen. Was geschieht mit den Spenden?

Der Schweizerische Heiligland-Verein besteht seit über 100 Jahren. Jede Karwoche wird ein Kirchenopfer für den Verein aufgenommen. Was geschieht mit den Spenden? Ist ihr Einsatz wirkungsvoll?

Nach eigenen Angaben bezweckt der Heiligland-Verein die Förderung von «solidarischen Beziehungen zu den Menschen in den Ursprungsländern des Christentums. Er unterstützt vor allem in Israel, Palästina, im Libanon, in Syrien, Ägypten und im Irak gemeinnützige Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sozialhilfe».

1901 als «Verein schweizerischer Jerusalempilger» gegründet, führt er auch heute noch Reisen durch, die den Teilnehmenden Begegnungen mit Menschen im Nahen Osten ermöglichen und so zur Verständigung beitragen. «Begegnen, Beten, Spenden», sind die drei Säulen, auf denen der Verein ruht. «Wir setzen uns für kleine Initiativen ein, die gerne von grossen Hilfswerken vergessen gehen», bemerkt der neue Co-Präsident Ludwig Spirig-Huber.

Jeweils in der Karwoche wird in den Pfarreien für den Heiligland-Verein und die Franziskaner-Kustodie des Heiligen Landes das Karwochenopfer eingezogen. Davon fliessen 450 000 Franken direkt an den Heiligland-Verein. Die Spenden sind ein Segen.

Ludwig Spirig-Huber, den Katholik*innen in der Region Bern bestens bekannt als ehemaliger Kommunikationsverantwortlicher der Katholischen Kirche Region Bern, sagt mit Stolz: «Lediglich 7% der Spenden werden für Verwaltung und Administrationsaufwendungen verwendet. 93% fliessen direkt in kleine, aber effiziente Projekte in den Ursprungsländern.»

Ein solches Projekt ist beispielsweise ein Kinderheim in Jabboulé im Libanon. Unweit der syrischen Grenze, etwa 30 km nördlich von Baalbek, betreiben die Soeurs de Notre Dame ein Kinderheim mit Schule. Syrische Flüchtlingskinder finden dort Aufnahme und ein neues Zuhause. Einer davon ist der junge Mann Charbel, der nach seiner Konversion den Namen des Nationalheiligen des Libanons angenommen hat.

Er erzählt, dass er in Syrien im Krieg, die Andersgläubigen zu hassen gelernt habe. Sie seien Abtrünnige, Menschen, die man töten müsse. Hier in Jabboulé habe er gelernt, dass dies ganz anders sei. Er habe Frieden in seinem Herzen gefunden.

Rahel, eine 15-jährige Libanesin, fand ebenfalls Aufnahme im Heim der Soeurs de Notre Dame. Ihr christlicher Vater wurde schwer krank und konnte sich nicht mehr um die Tochter kümmern. Rahel sagt, dass sie in der Schule ihre moslemischen Mitschüler*innen schätzen gelernt habe. Sie schloss mit Sunniten und Schiiten Freundschaften. So schaffe es das Kinderheim, erzählt Ludwig Spirig-Huber, religionsübergreifend Verständnis zu fördern.

Dies sei dem Verein ganz wichtig. In vielen der unterstützten Projekten des Vereins geschehe dies. Ein Blick auf die Liste der Projekte 2016 ist eindrücklich. Unter den 19 aufgeführten Empfängern der Spenden befinden sich eine Handwerkerschule der Salesianer in Bethlehem, die Sozialarbeit des Armenisch-katholischen Patriarchats von Kilikien oder des Koptisch-katholischen Bistums in Mina in Ägypten. Diese Sozialinitiativen werden mit Spenden zwischen 5000 und 20 000 Franken direkt gefördert.

Der Heiliglandverein stehe unter der direkten Kontrolle der Schweizerischen Bischofskonferenz: «Wir haben ein gutes Einvernehmen», sagt Spirig-Huber. Die grossen Flüchtlingsströme ermöglichen es auch, so Spirig-Huber, Betroffenen aus den unterstützten Ländern hier in der Schweiz zu begegnen. Begegnung heisst so nicht nur reisen, sondern auch Vorträge und Diskussionsabende in Pfarreien, wenn diese gewünscht werden. Mit den beiden neuen Co-Präsidenten Ludwig Spirig-Huber und Andreas Baumeister will der Verein in eine neue Phase treten.

Die neu gestaltete Zeitschrift «HeiligesLand», in der verschiedene Projekte vorgestellt werden, eine übersichtliche Homepage und mehr Transparenz in der Wirkungsgeschichte des Vereins sind Teil dieses Aufbruchs. «Uns ist zudem eine vermehrte Vernetzungsarbeit wichtig», hält Spirig-Huber fest, «mit ähnlich kleinen Hilfswerken tauschen wir uns aus.

Synergien sollen so genutzt werden.» Die administrativen Kosten können nur tief gehalten werden, weil der ganze Vorstand ehrenamtlich arbeitet: «Bezahlt wird unsere Geschäftsstelle mit ihren Aufwendungen.» Begegnen, Beten und Spenden seien Säulen der Solidarität: «Das dies keine leere Worte bleiben, dazu will der Heiligland-Verein beitragen», bekräftigt Ludwig Spirig-Huber mit Überzeugung.

Jürg Meienberg

Website des Heiligland-Verein

 

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