Die Malstube von Irina Ganzhorn im Flüchtlingslager Moria

Wo ist Moria?

Wie man sich in der Schweiz für Flüchtlinge einsetzen kann

Eberhard Jost initiierte letzten Winter eine Sammelaktion für die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln. Anschliessend begleitete er den Transport dann. Wie geht es nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria weiter? Wie kann man konkret helfen?

Von Eberhard Jost, Pfarreiseelsorger Ins

In der biblischen Überlieferung bezeichnet das Land Moria die Verbindung der Geschichte von Abraham mit seinem Sohn Isaak und dem Ort des salomonischen Tempels in Jerusalem. Es gilt als Metapher für das Land der Verheissung und die Offenbarung Gottes in der Welt.

Den gleichen Namen trägt das Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos. Die Berichte über die Zustände in diesem Lager sind seit dem verheerenden Feuer im September dieses Jahres weithin bekannt. Moria ist völlig zerstört, alles ist verbrannt. Nicht die Hoffnung auf Schutz und Sicherheit ist verbrannt, da es die während der letzten Jahre an diesem Ort nie gab. Moria stand vor dem Feuer schon für die Hölle auf Erden. Das ausgerechnet dieser Ort den Namen Moria trägt ist völlig absurd.

Es ist davon auszugehen, dass die Menschen, die in den letzten Jahren in Moria ankamen, eine schwertraumatisierte psychische Verfassung mitbringen. Auch hier sind die Gründe für die Flucht und die Leiden während der Flucht weitgehend bekannt. Das Niederbrennen des Flüchtlingslagers führt zu einer weiteren Traumatisierung dieser Menschen. Die Frage, die sich für mich daraus ergibt: warum wurde das Feuer gelegt? Und nicht wer das Feuer gelegt hat. Ich empfehle dazu den Beitrag im Blog der Organisation «space eye» zu lesen: https://space-eye.org/blog.

Schuld am diesem Feuer tragen nicht die Menschen, die in jahrelanger Hinhaltestrategie gedemütigt und seelisch gebrochen wurden, sondern die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, die solche Zustände im Sinne eines kapitalistisch nationalistischen Wertekodex nicht nur dulden, sondern in Kauf nehmen und eskalierend anheizen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Menschen auf der Flucht diesen unwürdigen Umständen ausgesetzt sind, sondern wir müssen die Ursachen für die Flucht bekämpfen.

Eine Frau, die die Realität der Menschen in Moria ernst nimmt, ist Irina Ganzhorn. Frau Ganzhorn durfte ich während unseres Hilfsprojekts für die Flüchtlinge auf den griechischen Inseln kennenlernen. Sie begleitet in Moria eine Malstube. Einige Bilder finden Sie in der Bildgalerie oben. Leider ist fast die gesamte Sammlung im Feuer verbrannt. Shukran und Lisa konnten einige Bilder retten. Eine Ausstellung in Ins ist in Planung.

Nach unserer Sammelaktion vom letzten Winter werde ich immer wieder gefragt, wie man sich in der Schweiz für geflüchtete Menschen engagieren kann. Daher möchte ich hier auf verschiedene Initiativen hinweisen. Für Personen, die gerne Kleider oder Hilfsgüter spenden möchten, empfehle ich den Kontakt mit dem Projekten «KUNE Aid»: www.kuneaid.org. Einst im Sonnenhaus Köniz angefangen, sortiert «KUNE Aid» nun einmal im Monat im Zieglerspital Bern Kleiderspenden. Der Kontakt ist nur über ihre Homepage via E-Mail möglich. Ein weiterer Akteur ist www.refy.ch. Hier kann man Hand anlegen. Sachspenden werden sortiert und verpackt, Hilfe ist immer willkommen. Die Sachspenden werden an die grossen Flüchtlingslager im Süden Europas geliefert.

Personen, die sich ein allgemeines Bild über die rechtliche und aktuelle Situation von geflüchteten Menschen in der Schweiz und im Kanton Bern machen wollen, verweise ich auf die Homepage der Kirchlichen Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen KKF: www.kkf-oca.ch . Hier gibt es viele wertvolle Informationen und Unterstützung für Pfarreien, die sich konkret engagieren möchten.

Es gibt auch Personen, die sich für ein Engagement in einem Flüchtlingslager vor Ort interessieren. Der Verein Fair: www.vereinfair.ch aus Biel bietet bewährte Unterstützung für Einsätze zusammen mit der Partnerorganisation Help Refugees: www.helprefugees.org an.

Was passiert nun mit dem Menschen aus dem Lager Moria? Es braucht eine europäische Lösung. Welche Rolle spielen hier die Kirchen? Die europäische Bischofskonferenz hat ein hervorragendes Papier veröffentlicht, das die wichtigsten Massnahmen in einem factsheet (hier als PDF) zusammenfasst.

Solche Lösungen, wie die Änderungen der Dublin-Verträge zur Verteilung der Flüchtlinge auf dem europäischen Kontinent brauchen zu viel Zeit. Wer geflüchtete Menschen bei sich zu Hause aufnehmen möchte, wende sich direkt an die Aktionsgruppe Nothilfe: www.ag-nothilfe.ch.

Zum Schluss lade ich sie im Sinne von Erich Kästner «Es gibt nicht Gutes. Ausser man tut es» ein, folgendes Engagement zur Auflösung der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln zu unterstützen:
www.evakuieren-jetzt.ch.

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