Wo ist denn da Gott? Ein schwarzlockiges Mädchen gibt zur Antwort: «Frau Eder, Gott ist doch immer mitten drin!» Cécile Eder. Foto: zVg

«Yes, we can!» – Cécile Eder: Pionierin in der Pastoral

Die Aufbruchenergie der 70er-Jahre ist bei ihr noch heute spürbar.

Spricht man mit Cécile Eder, dann wird die enorme Energie förmlich spürbar, die in diesen Jahren lag. Die 70er waren ja bewegte Zeiten; geprägt von vielfachen Aufbrüchen und radikaler Kritik. Die Anti-Atomkraftbewegung, die Friedensbewegung, soziale Bewegungen suchen neue Formen des Zusammenlebens und mehr Gerechtigkeit in der Welt.

Für die Frauen kommt in Bezug auf Bildung, ökonomische Unabhängigkeit, politische Rechte einiges in Bewegung. Im Dekanat Bern und Umgebung schafft die katholische Kirche neue Stellen für Erwachsenenbildung, für die Sozialarbeit, die Ausländerseelsorge etc. Mitten drin im vielfältigen Aufbruch– Cécile Eder. Sie lebt mit mehreren Mitschwestern der Helferinnen in einer Wohnung in Bern. Alle sind in kirchlichen Projekten engagiert; Cécile Eder ist es hauptberuflich. Das ist neu. In den 70ern gibt es im ganzen Bistum erst wenige Frauen mit einer Anstellung in den Pfarreien.
Selbst die Männer sind als Pastoralassistenten in einer Pionierrolle.

Cécile Eder kommt 1977 als Katechetin nach Bethlehem und arbeitet ab 1983 als Pastoralassistentin in der Pfarrei Dreifaltigkeit, wo unter anderem der Aufbau der Prairie zu diskutieren gibt. Neben Rita Meile, zuständig im Dekanat für Katechese, ist Eder die einzige Frau. Ein Unikum in der Pastoral, das diverse Arbeitskollegen überfordert; sie muss über manch unbeholfenen Spruch hinweghören. Zu spüren in ihren Erzählungen ist aber auch viel Gemeinschaftliches. «Es gab immer Spaghetti», erinnert sie sich an die Treffen der pastoralen Mitarbeiter, welche diese – quasi als Pendant zu den Sitzungen der leitenden Pfarrer– selbst organisierten.
Man/frau ist experimentierfreudig. kreativ. reflektiert. selbstverantwortet. dialogisch. «GoldenYears», singt David Bowie 1976.

Ein Schlüsselerlebnis für Cécile Eder ist der Besuch von Dom Helder Camara. Auf einmal nimmt sie all die spanischen Saisonniers in Bern wahr. Sie lernt ihre Sprache und unterstützt Eufrasio beim Aufbau der spanischen Mission. Deutschkurse, Teilete – die basisgemeindlichen Erfahrungen haben Cécile Eder geprägt. Es gibt viele Szenen aus diesen Jahren, die in ihrer Erinnerung höchst präsent sind. So die Erstklässler in Bethlehem, die wild am Streiten sind. Wo ist denn da Gott? Ein schwarzlockiges Mädchen gibt zur Antwort:«Frau Eder, Gott ist doch immer mitten drin!»

Angela Büchel Sladkovic

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