«contigo» – Als Freiwillige unterstützen Sie Menschen bei Überforderung im Alltag, nach einem schweren Schicksalsschlag oder bei Einsamkeit. Auch Ausflüge gehören dazu. zVg

Zeit schenken und für andere da sein

«contigo» vermittelt freiwillige Begleitpersonen an Menschen in schwierigen Lebenslagen. Interview mit Kurt Infanger, Bolligen, der seit September 2013 im Einsatz als freiwilliger Begleiter ist.

«pfarrblatt»: Kurt Infanger, warum engagieren Sie sich beim Projekt «contigo»?
Kurt Infanger: Vor zwei Jahren habe ich mich entschieden, vorzeitig in den aktiven Ruhestand zu treten. Meine berufliche Führungsaufgabe habe ich aufgegeben mit dem Ziel, mit der neu gewonnenen Freizeit mein soziales Engagement zu verstärken. Die Begleitung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen hat mich sofort angesprochen. Vor über zehn Jahren habe ich die Möglichkeit erhalten, als Kadermitarbeiter für eine Woche die Seite zu wechseln und in einer sozialen Institution zu arbeiten. Diese Erfahrung hat mich geprägt. Seither begleite ich schwerstbehinderte Menschen in ihren Ferien. Ich habe mich für «contigo» entschieden, weil ich mich in der Kirche vermehrt engagieren möchte und ich meine Erfahrung einbringen kann.

Welche Art von Begleitung haben Sie übernommen?
Nach dem Einführungskurs kam umgehend die Anfrage, einen gut 60-jährigen Mann mit Hirnverletzung zu begleiten. Sein Leben veränderte sich vor 10 Jahren schlagartig. Er ist seither an einem Arm gelähmt, kann nur noch wenige Schritte gehen, sonst ist er im Rollstuhl. Auch sein Kurzzeitgedächtnis hat er verloren. Er muss also rund um die Uhr betreut werden. Mit einer schriftlichen Einsatz-Vereinbarung – vermittelt durch die Sozialarbeiterin der Pfarrei – haben wir definiert, was meine Aufgaben sind und welche Erwartungen erfüllt werden können und sollen.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher bei Ihrem Freiwilligen-Einsatz gemacht?
In der Regel treffen wir uns alle zwei Wochen. Ich begleite den Mann in Museen, mache Ausflüge oder gehe mit ihm ins Solbad – eine echte Herausforderung mit einer körperlich behinderten Person. Damit erfüllte ich ihm einen achtjährigen Wunsch. Wenn wir mit dem Rollstuhl im Bus, im Tram oder im Zug unterwegs sind, erhalte ich von allen Seiten Unterstützung. Grosse Dankbarkeit und Zufriedenheit kommt mir vom Betreuten und seiner Partnerin immer wieder entgegen. Sie seien sehr froh über meinen Freiwilligen-Einsatz.

Was ist Ihnen wichtig bei «contigo» und was bringt es Ihnen persönlich?
Die Begleitung von Menschen in schwierigen Lebenslagen ist in unserer individualisierten Gesellschaft wichtiger denn je. Das Projekt «contigo» bietet einen idealen Rahmen für solidarisches Engagement und zugleich eine professionelle Begleitung für die Freiwilligen. Es geht nicht darum, Probleme zu lösen, sondern Leute in ihren schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen. Viele Menschen erleben schwere Schicksalsschläge, haben existenzielle Nöte und kennen das Leben nicht nur von der Sonnenseite. Zeit schenken und für andere da sein, das erfüllt mein Leben mit neuem Sinn.

Interview: Claudia Röthlisberger

Der nächste Einführungskurs für freiwillige Begleiter und Begleiterinnen findet am 3., 10., 17. und 24. März statt. Anmeldungen bis zum 25. Februar unter Tel. 031 300 33 65/66 oder contigo(at)kathbern.ch

Kollekte
Am Sonntag, 22. Februar, wird das Kirchenopfer für die Hilfskasse für Menschen in Not der Pfarreisozialdienste des römisch-katholischen Dekanats Region Bern aufgenommen.

Die Sozial- und Beratungsdienste der Pfarreien sind Anlaufstellen für viele Hilfesuchende. Vielfach kann den Betroffenen mit einem einmaligen finanziellen Beitrag schnell und unbürokratisch geholfen werden. Mit Ihrem Beitrag zeigen Sie sich solidarisch mit bedrängten Menschen in unseren Pfarreien. PC 30-10715-1, Gesamtkirchgemeinde Bern, Vermerk: Hilfskasse für Menschen in Not.

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