Immer am ersten Freitag im März. Der Weltgebetstag ist eine weltweite ökumenische Bewegung von Frauen. Foto: kr

Zimbabwe in Bern

Zur Vorbereitung auf den Weltgebetstag: Ideen entwickeln und etwas über das «Gastland» Zimbabwe erfahren.

Für die Vorbereitungen der Feiern zum Weltgebetstag am 6. März kamen im Vorfeld an zwei Tagen rund 300 Frauen und ein paar Männer aus dem ganzen Kanton Bern zusammen. Sie liessen sich inspirieren, entwickelten Ideen und erfuhren allerhand zum «Gastland» Zimbabwe.

von Andreas Krummenacher

Man fühle sich allein, hilflos, gefangen in sich selbst. «Ich bin nicht auf Augenhöhe, es ist unangenehm.» Die das sagt, ist eine Frau. Sie liegt auf einer Matte am Boden. Als sie aufstehen will, braucht sie Hilfe, die Anstrengung ist ihr anzusehen.

Es ist ein warmer Novembernachmittag im Verwaltungsgebäude der reformierten Kirche an der Aare in Bern. Rund 150 Frauen bereiten sich auf den Weltgebetstag im März vor. Für diesen Tag gibt es jeweils Texte, Gebete und Liturgien von Frauen aus einem bestimmten Land. In diesem Jahr ist es Zimbabwe. Als Grundlage und Motto dient den Zimbabwerinnen der Bibeltext aus Johannes 5 zur Heilung eines Kranken: «Steh auf! Nimm deine Matte und geh!», sagt Jesus da. Darum also liegt die Frau am Boden; die Schweizerinnen gehen die Bibeltexte mit allen Sinnen an. Sie wollen wissen, wie das ist, wenn man am Boden liegt.

Im Atelier probieren sie aber nicht nur die konkrete Haltung aus, sie lesen den Bibeltext immer wieder, reflektieren ihn, arbeiten damit und legen ihn aus. Es gibt über den ganzen Nachmittag verteilt verschiedene Ateliers, etwa zur Gestaltung des Gottesdienstes, zur Arbeit mit Kindern, zur Musik. Der Tag begann am frühen Morgen mit einer Einführung von Zimbabwe-Spezialistin Barbara Müller. Sie erläutert die schwierige Situation im südafrikanischen Staat, der auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Inzwischen gab es einen gewaltfreien Übergang von Diktator Robert Mugabe hin zum neuen Präsidenten Emmerson Mnangagwa. Die Situation bleibt labil.

Der Weltgebetstag sei insbesondere für die Frauen ein wichtiges Zeichen der Ermutigung. Barbara Müller erzählt in der Folge viel über den Frauenalltag, die starke soziale Kontrolle, patriarchale Strukturen. Sie erzählt aber auch von guten Ausbildungsmöglichkeiten, von intakter Infrastruktur. Im Saal sind fast ausschliesslich Freiwillige und Katechetinnen anwesend, aus den Kirchgemeinden und Pfarreien des ganzen Kantons. Es sind Weltgebetstagsverantwortliche, welche die Feier vor Ort organisieren. Sie machen das teilweise schon seit Jahren. Sie alle holen sich hier das Rüstzeug für die Feiern.

Motivation und Hintergedanken sei auch die gelebte Frauensolidarität, so sagt es Gabriella Aebersold. Sie ist fachliche Mitarbeiterin bei der kantonalen Fachstelle für Religionspädagogik, zusammen mit ihren reformierten Kolleginnen leitet sie die Vorbereitungstage. Für Gabriella Aebersold ist der Weltgebetstag eine echte Bereicherung, gerade für die katholische Kirche. Eine Liturgie, geschrieben und gestaltet von Frauen. Mit dem Weltgebetstag lasse sich moderne Katechese wunderbar illustrieren. Man setze sich an konkreten Beispielen mit der Lebensrealität von Menschen auseinander, oft generationenübergreifend. Die Organisatorinnen schaffen es, Zimbabwe einen Tag lang nach Bern zu holen. Ein kurzer Trommelworkshop gehört da ebenso dazu wie zimbabwisches Essen. Das Engagement der Freiwilligen jedenfalls ist beeindruckend. Die Frauen aus Zimbabwe vermitteln in ihrer Liturgie trotz der schwierigen Situation eine klare Botschaft der Hoffnung und des Aufbruchs. Diese Stimmung wurde auch am Vorbereitungstag in Bern spürbar, die Trommelklänge hallen noch lange nach ...

Der Weltgebetstag ist die grösste Basisbewegung christlicher Frauen weltweit. Sie entstand vor 130 Jahren über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg. Die Spenden gehen in diesem Jahr an Projekte in Zimbabwe und sollen dafür sorgen, dass Frauen und Mädchen in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können. Infos: www.wgt.ch

Feiern zum Weltgebetstag in ihrer Region finden Sie HIER (Weltgebetstag im Suchfeld eingeben)

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