Alle im selben Zug: Christen, Juden und Muslime für den «Rat der Religionen» im Sonderzug von St. Gallen nach Genf. Foto: Chr. Knoch

Zug der Religionen

Eine multireligiöse Reise zum zehnjährigen Bestehen des Schweizerischen «Rats der Religionen» (SCR).

Ein ganz spezieller Zug fuhr am 22. Mai kurz nach Mittag in St. Gallen ab. Seine Route führte ihn quer durch die Schweiz, von der Bischofsstadt im Nordosten bis in die Stadt Calvins, nach Genf, im Südwesten. Und ebenso quer wie sich die Salonwagenkomposition durch die Eidgenossenschaft bewegte, so quer bewegte sich die Zusammensetzung seiner Passagiere durch Religion und Kultur unseres Landes.

Der Bischof von Freiburg und Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Charles Morerod, sass da neben Montassar BenMrad, dem Präsidenten der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (FIDS), und neben den hatte sich seinerseits Stéphane Bloch gesetzt, der Inhaber der Agentur EthiQ, welche sich der Förderung von ethischer Führung und nachhaltiger Ausrichtung von Unternehmen verschrieben hat.
Anlass der multireligiösen Zugreise war das zehnjährige Bestehen des Schweizerischen «Rats der Religionen» (SCR). Gegründet 2006, setzt sich dieser Rat für ein friedliches Nebeneinander und Miteinander der christlichen, islamischen und jüdischen Religionsgemeinschaften in der Schweiz ein. Vertrauen und Verständnis sollen gefördert werden: Mehr miteinander reden statt übereinander, das ist das erklärte Ziel.

Vor diesem Hintergrund organisierte der Rat eine Zugfahrt quer durch die Schweiz, in deren Rahmen Persönlichkeiten aus Religion, Kultur, Wirtschaft und Sport aufeinander trafen und sich über Religion, Ethik und ein friedliches Zusammenleben der Kulturen austauschten. Mit dabei waren nebst den obengenannten Persönlichkeiten beispielsweise auch Herbert Winter, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, der Schriftsteller Lukas Hartmann, CVP-Präsident Gerhard Pfister oder der Regisseur Rolf Lyssy.
Von Religion und Kultur unterschiedlich geprägte Werte und Vorstellungen können bereichernd sein für die Gesellschaft, so Montassar BenMrad. Der Präsident der FIDS sprach als Vertreter der schweizerischen Muslime von einer positiven Dynamik, die interreligiöse Überschneidungssituationen Überschneidungssituationen, wie sie in einem multikulturellen Land wie der Schweiz immer vorkommen, entwickeln würden: Verständnis kann nur aufgebaut werden, wenn Respekt und Vertrauen vorhanden sind, gleichzeitig aber Unterschiede wahrgenommen und akzeptiert werden. So lerne der Mensch, andere auf der Basis dieses Nebeneinanders zu unterstützen. Vom (vermeintlichen) Erkennen des Nächsten sprach auch der Schriftsteller Lukas Hartmann. Er las aus seinem neuen Buch, «Ein passender Mieter», vor, das im Sommer erscheinen wird. Darin thematisiert er unter anderem die Frage des Bösen und wo wir dieses immer wieder suchen würden, nämlich bei anderen, anderen Kulturen und Gesellschaften. Dort sei es auch viel einfacher zu finden als dort, wo wir es tatsächlich suchen müssten: Bei uns selbst und in unserer unmittelbaren Nähe.

Sebastian Schafer


Rat der Religonen

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.