Das Zerstörerische wird nicht Überhand nehmen. Bild: Felix Klingenbeck

Zum Teufel

Das Münsinger «Bibel-Update 2019» befasst sich an mehreren Abenden im Oktober mit dem Lukasevangelium und seiner Erzählung von der Versuchung Jesu.

An der Fasnacht und an Halloween erfreuen sich Teufelskostüme grosser Beliebtheit. «Und i ha gmeint, der Tüüfel chunnt im Füür und nid im rote Chleid …» singen Lo & Leduc in ihrem Hit «Jung verdammt». Es taucht da und dort auf, das Bild des Teufels. Eine theologische Spurensuche.

von Felix Klingenbeck

Symbolisch.
Die Rede vom Teufel ist Bildrede, symbolisches Sprechen von der Realität, dass es Lebensfeindliches, Zerstörerisches, Gewalttätiges gibt. Das reicht bis in die Alltagssprache, wenn einen «ds Tüüfeli stüpft», wenn jemand «em Tüüfel ab em Charre gheit isch» oder einen teuflischen Plan ausheckt.

Zeitbedingt.
Die Vorstellung vom Teufel ist ein zeitbedingter Versuch, Widerwärtiges, Schaden Anrichtendes zu benennen oder zu erklären. Krankheit wird in biblischen Schriften etwa, als ein in Besitz genommen werden durch Dämonen, gedeutet.

Unerklärbar.
Woher Böses, Zerstörerisches, Unheilvolles kommt, ist nicht einfach erklärbar. Es ist nicht plausibel, dass es von einem Prinzip oder einer Person ausserhalb der Welt stammt. Die Erklärung aus der Freiheit des Menschen, der sich und anderen schadet, ist allein ebenfalls nicht hinreichend. Einerseits ist die menschliche Handlungsfreiheit nicht so gross, wie lange angenommen, und andererseits sind die Menschen in Strukturen und Systeme verstrickt.

Brutal real.
Gewalt, Terror, Folter, Korruption, Umweltzerstörung, Krieg, Ausbeutung, Missbrauch – Zerstörendes ist erschreckend real und gegenwärtig. Auch wenn nicht einfach erklärbar ist, woher das alles kommt, auch wenn die Rede vom Teufel zeitbedingt und symbolisch ist: Das Furchtbare will benannt und gedeutet sein. Es zu verschweigen, ist keine Alternative.

Engagiert.
Schädliches, Zerstörendes will in erster Linie angegangen, verhindert, aufgehalten und Leid nicht theoretisch erklärt, sondern gelindert sein. Der Einsatz für ein gutes Zusammenleben aller ist entscheidend. Das ist auch der Grundzug jüdisch-christlicher Tradition. Angefangen von der Gründungserzählung der Flucht aus der Sklaverei in Ägypten bis hin zum Wirken von Jesus aus Nazareth.

Missbraucht.
Die Rede vom Teufel wird oft missbraucht, um Menschen gefügig zu machen, sie einzuschüchtern, sie zu beherrschen. Um abweichende Meinungen innerhalb der eigenen Religionsgruppe zu brandmarken oder sich gegenüber Personen und Meinungen ausserhalb der eigenen Gruppe abzugrenzen. Die anderen sind dann die vom Teufel irregeführten und besessenen.

Politisch.
Das Zerstörerische, Lebensfeindliche ist nicht nur beim einzelnen Menschen verortet. Biblisch wird die Rede vom Teufel auch gebraucht, um die gewaltsame Herrschaft von Grossmächten und deren Besatzungstruppen zu beschreiben.

Marginal.
Die Bildrede vom Teufel ist eine Randerscheinung des Christentums. Sie gehört nicht zum zentralen Kern. Sie taucht im Glaubensbekenntnis nicht auf. Auch auf bildliche Schilderungen des Teufels wird in der Bibel verzichtet.

Hoffnungsvoll.
Das Zerstörerische wird letztlich nicht Überhand nehmen. Diese Hoffnung findet sich im biblischen Bild des Teufels, der wie ein Blitz zur Erde fällt: Gewalt und Zerstörung bleiben Teil des Lebens auf der Erde, sind aber ihrer Allmacht beraubt.

 


Was zum Teufel ist hier los?

Das «Bibel-Update 2019» in Münsingen befasst sich mit der Erzählung aus dem Lukasevangelium, in der Jesus vom «Teufel» versucht wird. Die Abende können auch einzeln besucht werden.

Mittwoch, 23. Oktober, 19.30: Sich verführen lassen. Kleinform Bibliodrama/Bibliolog zur Versuchungsgeschichte
Mittwoch, 30. Oktober, 19.30: «Zum Teufel mit dem Teufel» oder «Warum der Teufel eine Randerscheinung ist»

Ort: Pfarreizentrum Münsingen, Löwenmattweg 29
Kursleitung: Felix Klingenbeck, Nada Müller. Die Kosten übernimmt die Kirchgemeinde. Anmeldung: 031 721 03 73 oder johannes.muensingen@kathbern.ch

 

 

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