Ob Sie nun zweifeln oder glauben, skeptisch sind oder vertrauend. Gemeinsam liest sich die Bibel besser. Immer mittwochs im Haus der Religionen. Foto: iStock, Vimvertigo

Zur Bibel gibt es keine dummen Fragen

Im Haus der Religionen trifft sich eine Gruppe von Leuten mit verschiedensten Hintergründen, um gemeinsam die Bibel zu lesen.

Seit dem vergangenen 1. Advent treffen sich jeden Mittwoch, von 17.30 bis 18.45, Frauen und Männer, die aus unterschiedlichem Hintergrund an der Bibel interessiert sind. Sie treffen sich im Haus der Religionen am Europaplatz in Bern. Willkommen sind Menschen mit ganz verschiedener Nähe zur Bibel und unabhängig von ihrer kirchlichen Sozialisation. Die Treffen können auch einzeln besucht werden.

Die Struktur dieser Abende ist immer gleich. Dadurch sind der inhaltlichen Beteiligung keine Grenzen gesetzt: Ein Lied umrahmt den ganzen Abend. Nach dem gemeinsamen Lesen bringen alle ein Wort oder eine Passage ein, die ihnen besonders aufgefallen ist, als Frage oder als Ermutigung, als Protest oder als Widerspruch. Nach einem bewussten Schweigen kommen die Anwesenden ins Gespräch. Die Frage, was mich im Leben vom gehörten Text berührt, steht im Mittelpunkt. Am Schluss wagen alle einen Ausblick in die kommenden Tage ihres Lebens, auf dem Boden des behandelten Textes.

«Hundert-Stimmen-Strom»

So nennt der Berner Theologe Kurt Marti die Bibel. Unterschiedliche Menschen haben darin ihre Erfahrungen mit Gott in Worte gefasst, poetisch oder erzählend, visionär oder provokant, befremdend und befreiend. Die Bibel hat das Judentum, das Christentum und den Islam geprägt. Sie hat vor allem die abendländische Kunst, Musik, Architektur und Literatur stark mitbestimmt. Unsere Kultur hat eine tiefreligiöse Dimension, die auf die biblischen Quellen zurückgeht. Diese Bibel kann auch heute das Zusammenleben, Wirtschaften und Herrschen bestimmen und kritisch hinterfragen. Die Abende wollen ein Beitrag zum Austausch über bisherige Erfahrungen mit der Bibel wie auch über die zukünftige Bedeutung, im eigenen Leben wie auch in Kirche und Gesellschaft, sein.

Glaubende und Zweifelnde

Gemeinsam schwimmen die Beteiligten in den Wassern der Bibel, um für ihr Leben neue Quellen zu finden, neue Fragen, Inspiration und Kraft. Zweifelnde und Skeptische, Glaubende und Vertrauende aus allen Religionen sind willkommen. Gemeinsam lesen sie einen Abschnitt aus dem 1. oder 2. Testament und suchen danach, was er für ihr Leben bedeuten könnte. Die Fülle an Hoffnung und Befreiung, an prophetischer Kritik und unterschiedlichen Literatur- und Lebensformen soll weitergetragen werden. Nichts soll verloren gehen. Die Bibel bewirkt viel mehr als die konkrete Gestaltung der Kirchen und des Lebens ihrer Mitglieder. Aus der Bibel ist eine unendliche Breite an Erscheinungsformen, an Kunst, Kultur, Verhalten, Politik, Religion, Liturgie geworden. Sie hat viel mehr bewirkt, als Menschen sich denken können. Zur Bibel gibt es keine dummen Fragen. Es gibt keine allgemeingültigen Antworten. Es gibt aber die Erfahrung der kraftvollen Texte der Bibel, es gibt die Lebensgeschichte der Beteiligten und die Suche nach Sinn, auch heute.

Toni Hodel

Hinweise
Jeden Mittwoch, 17.30 bis 18.45, im Kirchenraum im Haus der Religionen, Europaplatz 1, Bern.
Ein ökumenisches Team wechselt sich in der Leitung ab: Brigitte Bühler, André Flury, Nadia Heimlicher, Toni Hodel, Daniel Infanger, Jeannette Kasper, Philipp Koenig, Dorothea Loosli, Lisbeth Rieger, Judith von Rotz, Frieder Vollprecht

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