Ein Lebensraum, ein Volk Gottes, eine Kirche

In einer einfachen Feier hat Bischof Felix am 15. Mai den Pastoralraum Bern errichtet.
Aus deren fünf wurde einer.

Es war der Tag der «kalten Sophie», der letzten in der Reihe der Eisheiligen. Dieser 15. Mai hat denn auch den Vorstellungen entsprochen. Kalt und nass. Laut Bauernregeln wird es jetzt Frühling.

Neuwerden und aufbrechen, voller Kraft und Feuer – davon war an der Errichtung des neuen Pastoralraums Region Bern viel die Rede und durchaus auch zu spüren. Es war eine schlichte Feier in der Pfarrei St. Antonius in Bern-Bümpliz, würdig, einfach und ohne Brimborium. Der Pastoralraum Region Bern reicht von Konolfingen bis ins Gantrischgebiet. Hier soll Kirche gemeinsam gelebt und bezeugt werden. Dieses grosse Ganze soll es letztlich ermöglichen, so heisst es in Dokumenten des Bistums, den Menschen auf «vielfältige Weise nahe zu sein.»

Viele kirchliche Angestellte sind nach Bümpliz gekommen, viele interessierte Gläubige auch. Der Bischof feierte Eucharistie, der Kirchenchor sang das Lied «Sehet her, ich mache Neues» und die Fürbitten wurden in ganz unterschiedlichen Sprachen vorgetragen – klassisch-katholisch, vielsprachig und weltoffen.

Die eigentliche Errichtung des Pastoralraumes war dann ein rein rechtlicher, kirchenrechtlicher Akt. Alle Pfarreien wurden aufgezählt, die nun in Übereinkunft mit der Diözesankurie diesen neuen Pastoralraum bilden. Bislang gab es auf dem Gebiet insgesamt fünf Pastoralräume. Diese wurden nun alle zusammengeführt. Kraft seines Amtes gab der Bischof dem Ganzen seinen Segen. Auch das Leitungsteam wurde eingesetzt. Der leitende Priester ist Ruedi Heim. Er hat seine Stelle erst kürzlich angetreten. Pastoralraumleiter ist Bernhard Waldmüller. Dieser hat die bisherigen fünf Pastoralräume bereits geleitet, er wird im Sommer jedoch eine neue Stelle im luzernischen Kriens antreten.

Er habe viel Papier gelesen, erzählte Bischof Felix. Wir Schweizer hätten das halt gerne. Wir bräuchten Sicherheit und müssten genau wissen, wer für was zuständig sei. Die Kirche aber lebe nicht vom Papier, sondern von den Menschen. Es brauche Austausch, Beziehung; nur dann könne das Evangelium bezeugt werden.

Die Bibelstelle aus der Apostelgeschichte 20, 17-27 stand im Zentrum des Gottesdienstes. Darin heisst es, dass Paulus sich von den Ältesten der Gemeinde Ephesus verabschiedet. Für den Bischof ist folgende Stelle wichtig: «Nun ziehe ich, gebunden durch den Geist, nach Jerusalem, und ich weiss nicht, was dort mit mir geschehen wird. Nur das bezeugt mir der Heilige Geist von Stadt zu Stadt, dass Fesseln und Drangsale auf mich warten.»

Paulus gehe nicht aus Lust und Laune, sondern «gebunden durch den Geist». Das gelte für alle Seelsorgenden. Sie würden das, was sie tun, nicht aus sich selbst heraus machen. Der Heilige Geist gebe ihnen die Kraft dazu. Als gläubige Menschen dürften wir erwarten, dass dieser Funke überspringe. Seelsorgende müssten das Feuer entfachen, selbst wenn es nur ein kleiner Funken Trost oder Hoffnung am Krankenbett sei.

Aus Solidarität mit den Gläubigen in Jerusalem gehe Paulus diesen Weg, den Weg, den schon Christus gegangen sei. Kein einfacher Weg. Auch wir wüssten nicht, wie die Kirche Bern morgen ausschauen werde. Die Christ*innen in Jerusalem mussten Drangsale leiden. Darum gehen es, um diese Solidarität mit all jenen, denen es nicht gut gehe. Das sei unser Dienst, so Bischof Felix, das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen. «Das ist das, was Jesus vorlebt. Gott hat jeden und jede gern, er will für uns alle das Beste, er begleitet und mit seiner Gnade. Gott liebt alle», davon zeigte sich Bischof Felix überzeugt. Das sei letztlich aber die Aufgabe aller, auch des Bischofs. Der Papst würde sagen, wir müssten an die Ränder gehen oder in die Dunkelkammern, wo es ganz schwierig sei. Wir sollen auch dahin gehen, wo es schön sei, aber besonders dahin, wo die Menschen gefesselt seien und leiden würden.

Der neue Pastoralraum Region Bern soll den Austausch möglich machen, die Beziehungspflege untereinander verstärken. Die Kirche sei dafür da, dass der Glaube gelebt und verkündet werde. Darum müsse die Kirche mitten unter den Menschen sein, sie müsse zu den Menschen gehen.

Die Bernerinnen und Berner, so der Bischof, seien nun gewohnt, Meister zu sein. Nicht nur im Fussball, er hoffe auch, in der Bezeugung und Verkündigung des Evangeliums. Damit leitete er auf den launigen Teil über. Kein Fest in Bern West ohne reichhaltigen Apero, zubereitet von engagierten Menschen dieser Kirche. Auch darauf machte Bischof Felix aufmerksam, beispielsweise auf das 30-Jahre-Jubiläum des Sakristans Andreas Walpen.

Die kalte Sophie zeigte sich zum Ende des Abends etwas milder, vereinzelt gab es sogar Sonnenstrahlen am Himmel. So ganz sicher war sie sich aber nicht. Ab jetzt kann es nur noch besser werden, die meteorologische Singularität neigt sich ihrem Ende zu, stabiles Frühlingswetter könnte die Folge sein.

Andreas Krummenacher


Pastoralraum Region Bern 
Übersichtskarte Pastoralräume 

Impressionen von der Errichtung des Pastoralraums Region Bern

Fotos: Pia Neuenschwander, «pfarrblatt» Bern

 

 

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