Internationale Gästeschar an nationaler Reformationsfeier in Bern

In Anwesenheit zahlreicher Gäste aus Kirche und Politik feierten der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) und seine Mitgliedkirchen am vergangenen Sonntag, 18. Juni, im Berner Münster den nationalen Festgottesdienst «500 Jahre Reformation». Die Feier war von grosser ökumenischer Offenheit geprägt. Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch überbrachte Grüsse aus dem Vatikan.

Wenn die evangelische Kirche in der Schweiz feiert, so sind es eigentlich 26 eigenständige Kirchen die feiern. Das wurde bereits beim Einzug ins Berner Münster deutlich, als aus jeder Mitgliedkirche von einem Kind eine Kerze mit dem Reformationslogo auf den Altar gestellt wurde. Gut 700 Gäste, darunter Bundesrat Johann Schneider-Ammann, konnte Andreas Zeller, Pfarrer und Synodalratspräsident der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn begrüssen.

Auftrag zur Erneuerung bleibt

Der Festgottesdienst stand unter dem Leitsatz «Wo dein Schatz ist, ist den Herz». Das Zitat aus dem Matthäusevangelium stand denn auch über den Betrachtungen zum Ereignis: 500 Jahre Reformation, das heisse, 500 Jahre Dank für ein Evangelium in Wort und Tat für alle, wie es SEK-Ratspräsident Gottfried Locher in seiner Predigt nannte.
Reformation verstanden als «Erneuerung» heisse aber auch, dass die Kirche ständig gefordert sei zu erneuern, was da sei. Für diese Erneuerung des Glaubens, so Locher, seien in der heutigen Zeit alle Kirchen, alle Konfessionen aufgerufen. Denn die 500 Jahre, auf welche die reformierte Kirche zurückblicke, sei Teil der im Sinne des apostolischen Glaubensbekenntnisses «einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche».
Die Betonung des gemeinsamen Grundes, den Glauben an den dreifaltigen Gott, die Auferstehung und die Kraft des Evangeliums machte aus der Feier «500 Jahre Reformation» ein starkes Zeichen dafür, dass die Kirche im 21. Jahrhundert gar nicht anders kann, als in ökumenischer Verbundenheit aufzutreten und Zeugnis abzulegen.

Eine ganzheitliche Mission

Dies wurde ebenso in den Grussworten der Gäste aus verschiedenen Kirchen und Kontinenten deutlich. So sprach der Südafrikaner Jerry Pillay, Präsident der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, davon, dass es Aufgabe der Kirchen sei, Christus in der Welt zu verkünden.
Die Kirche existiere nicht zum Selbstzweck, sondern Christen seien aufgerufen, «Christus in ganzheitlicher Mission auf der Welt zu verkörpern und zu verkünden».
Auch der Vorsteher der anglikanischen Kirche, Erzbischof Justin Welby, rief dazu auf, hinzustehen und Zeugnis für den Glauben abzulegen. Denn wo Menschen aus dem Glauben heraus sprechen würden, dort «finden wir auch eine Welt vor, die danach hungert, hinzuhören».

Neue Freude an reformatorischer Kraft

Der im Vatikan für Fragen der Ökumene zuständige Kardinal Kurt Koch überbrachte Grüsse und Segenswünsche von Papst Franziskus an die Festgemeinschaft im Münster. Auch für den Schweizer Theologen und früheren Bischof von Basel ist es notwendig, dass die Kirchen die Gegenwart Gottes bezeugen. Heute könne dies glaubwürdig aber nur in ökumenischer Gemeinschaft geschehen. Er sei dankbar, dass an dieser Feier die Herzensanliegen der Reformation im Zentrum stehen würden und er wünschte neue Freude an der reformatorischen Kraft der Botschaft Jesu.

Die Verbundenheit und Gemeinsamkeit der 26 evangelischen Mitgliedkirchen des SEK untereinander kam im Gottesdienst in den Fürbitten zum Ausdruck. Aus allen Teilen der Schweiz wurde der Blick über die festliche Runde im Münster hinausgeworfen. Hier wurde auf die Nöte und Anliegen der Menschen auf dieser Welt hingewiesen und für jede Bitte eine Kerze entzündet. Bereits am nächsten Tag ging für die Vertreter der Kirchen des SEK der reformatorische Alltag weiter: An der Sommer-Abgeordnetenversammlung in Bern.

Martin Spilker, kath.ch

Ein Interview mit Kardinal Kurt Koch zum Verbindenden der Kirchen finden Sie hier.
Sämtliche Texte, Reden, Predigten und Grussworte finden Sie auf der offiziellen Homepage des Anlasses

 

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