«Starttag Erstkommunion» - Eine Herzensangelegenheit

Für mich ist es jedes Mal ein Erlebnis. Die vielen Kinder, die vertraut mit den Eltern unterwegs sind.

Helferin aus der Gartenwirtschaft, Pfarrei Dreifaltigkeit, Bern

Am 26. August findet bereits zum 7. Mal der «Starttag Erstkommunion» in Bern statt. Der Tag war von Anfang an ein Plädoyer für eine offene Kirche mit mündigen Christinnen und Christen, eine Einladung und Ermutigung an alle, Beziehungen im kirchlichen und christlichen Rahmen zu leben und zu pflegen. Ein Gespräch mit den verantwortlichen Katechetinnen Christine Kohlbrenner-Borter und Livia Zwahlen-Hug.

«pfarrblatt»: Was war der Stein des Anstosses, den «Starttag» in dieser Form zu veranstalten?
Christine Kohlbrenner-Borter: Er entstand aus dem Anliegen heraus, die Familien besser zu erreichen, das Sakrament der Eucharistie neu zu stärken und den Kontakt unter allen Missionen und Pfarreien zu fördern. Der «Starttag» wurde 2011, unter dem damaligen Leiter der Fachstelle Religionspädagogik Beat Zosso, zum ersten Mal durchgeführt (siehe «Hintergrund»).

Wie sind Sie dazu gekommen?
Livia Zwahlen-Hug: Es war von Anfang an klar, dass die Organisation des «Starttages» auf Dauer nicht in der Verantwortung der Fachstelle Religionspädagogik bleiben kann. So hat Beat Zosso 2013 angefangen, eine Nachfolge für das Projekt zu suchen. Gefunden hat er sie in uns beiden Katechetinnen.
Christine Kohlbrenner-Borter: Wir kommen beide von der Basis, sind Katechetinnen, haben beide Erstkommunionunterricht gegeben. Und Beziehung und Katechese sind für uns Herzenssachen. Die Vision, dass Kirche lebendig ist, ist auch unsere.

Beziehung und Katechese – ist das für den «Starttag» die verbindende Klammer?
Christine Kolhbrenner: Ja, denn das Bedürfnis nach Vernetzt-Sein, nach Beziehung auch im kirchlichen Kontext, ist vorhanden. Katechese ist heute oft der erste Kontakt der Eltern nach langer Zeit mit der Kirche, oft auch der einzige. Die Beziehung der Familien zur Kir-che heute ist vor allem anlassorientiert. So wurde der erste «Starttag Erstkommunion» im August 2011 in Bern ein grosser Erfolg.
Livia Zwahlen-Hug: Gerechnet haben die Organisatoren mit 60 Kindern, gekommen sind 150. Seither ist die Zahl stetig etwas angewachsen. Und nicht zu vergessen: Alles ist Beziehung. Durch Begegnung und Bezie-hung wird das Netz gestärkt.

Was sollen die Erwachsenen, Eltern, aber auch die Kinder mitnehmen?
Livia Zwahlen-Hug: Dass Kirche nicht «nur» Liturgie und Katechese ist, sondern noch so viel mehr. So viele Menschen und Organisationen bauen an dieser Kirche von heute mit und lassen sie lebendig werden.
Christine Kohlbrenner-Borter: Der «Starttag» war von Anfang an ein Plädoyer für eine offene Kirche mit mündigen Christinnen und Christen, eine Einladung und Ermutigung an alle, Beziehungen im kirchlichen und christ-lichen Rahmen zu leben und zu pflegen.

Was bedeutet der «Starttag» für Sie als Teil der Seelsorge, als Katechetinnen?
Livia Zwahlen-Hug: Nebst den vielen positiven Aspekten für die Familien hat der «Starttag» einen weiteren wunderbaren Effekt: Er stärkt die Katechese. Wir sind ja nicht alleine. Viele Katecheten und Kate-chetinnen organisieren und tragen den Anlass, bilden ein Team.
Christine Kohlbrenner: Wir arbeiten zusammen, um diesen Anlass, der auch das Schaffen mit unseren Ideen, Gedanken, pädagogi-schen Überzeugungen und unserer Kreativität sichtbar macht. Diese Stärkung der Katechetinnen ist uns wichtig. Viel Kraft und Engagement ist spürbar, da wird Verantwortung wahr-genommen.

Was bleibt wichtig für die Zukunft?
Livia Zwahlen-Hug: Dass wir weiterhin Kinder, Familien und die Menschen in ihren Lebens-welten begrüssen und gemeinsam Glaube und Kirche aus unseren Blickwinkeln – und wichtig – in unserer Sprache neu gestalten.
Christine Kohlbrenner-Borter: Die Aussagen unserer Kolleginnen bestätigen dies. Der «Starttag» wird mit viel Engagement und Herzblut von allen Mitarbeitenden mitgetragen und mitgestaltet. Die Teilnehmenden fühlen sich ernst genommen und in ihrer Lebenswelt abgeholt.

Gespräch: sch/jm

Christine Kohlbrenner-Borter (links) und Livia Zwahlen-Hug sind Katechetinnen und kennen sich aus der Zusammenarbeit in der Pfarrei Guthirt Ostermundigen, der Kirche Petrus und Paulus Ittigen und später in Worb. Christine Kohlbrenner-Borter arbeitet als fachliche Mitarbeiterin auf der Fachstelle Religionspädagogik. Zusammen arbeiten die beiden Frauen in ihrer Praxis «clever» für Schulung und Beratung. Die beiden Frauen geben die Leitung in diesem Jahr ab.

Hintergrund

Am Anfang stand eine Weiterbildung der Fachstelle Religionspädagogik zum Thema Gemeindekatechese. Als Referent wurde Albert Biesinger, Theologe und Professor für Religionspädagogik, eingeladen. Er stellte sein Konzept und das Erstkommunionbuch «Gott mit neuen Augen sehen» vor und erzählte von seinen «Starttagen» unter anderem in Salzburg und Berlin.

Nach dieser Weiterbildung lud Albert Biesinger Beat Zosso, den damaligen Fachstellenleiter Religionspädagogik, und die ehemalige Mitarbeiterin Esther Aeschlimann ein, an einem dieser «Starttage» teilzunehmen und zu schauen, was sich auch für Bern eignen würde. So machten sich die beiden im November 2009 auf zu einem «Dienstfährtli» nach Berlin. Die Begegnungen dort, die Zusammenarbeit mit dem geistigen Vater des Anlasses und seine Offenheit ermutigten die beiden, diese Idee auch in Bern umzusetzen. 2011 wurde der erste «Starttag Erstkommunion» durchgeführt. Gerechnet hatten die Organisatoren mit 60 Kindern, gekommen waren 150.

Christine Kohlbrenner/Livia Zwahlen

Es ist beeindruckend, wie Kinder, Eltern, Grosseltern gemeinsam zuhören, tasten, riechen, entdecken, gestalten und sich in die Stille führen lassen. Gottes guter Geist wird erfahrbar. Die besondere Stimmung an diesem Nachmittag sollte man einfangen können.

Rosmarie Schuhmacher, Heilpädagogischer Religionsunterricht

Am «Starttag Erstkommunion» ist für mich immer wieder beeindruckend und motivierend, wie jede und jeder Einzelne einen Teil zum Gelingen des «grossen Ganzen» beiträgt und daraus ein kreativer und lebendiger Anlass entsteht. Die Kinder dürfen erfahren: Ich bin wichtig und gehöre dazu, ich bin ein Teil dieser grossen, lebendigen Kirche.

Brigitte Schweizer, Pfarrei Guthirt Ostermundigen

Seit drei Jahren ist die Paroisse de langue française auch mit dabei. Am Anfang hatten wir unsere Befürchtungen, da die Kinder und Eltern kein Deutsch sprechen. Doch die vielen Ateliers sind kindgerecht und spielerisch gestaltet. Die Sprache ist für die Kinder kein Hindernis.

Marianne Crausaz, Paroisse catholique de langue française

 

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