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Abschiedsrituale

Wortimpuls. Kolumne von Felix Klingenbeck

Eine Trauerfeier 
mit heruntergeleierten Texten,
mit seelenlosen Formeln,
mit unverständlichen Symbolen,
das kann es nicht sein.

Eine Trauerfeier 
als völlig individualisierten Anlass,
als letzten Akt der Selbstopti­mierung, 
als finale Selbstdarstellung,
das kann es nicht sein.

Als gemeinschaftliches Ritual
stellt es den Tod des Einzelnen
und den Abschied der Trauenden 
in einen grösseren Rahmen.

Eine Trauerfeier
hat nicht nur die verstorbene ­Person im Blick,
hat nicht nur die Familienange­hörigen im Blick,
hat nicht nur die engsten Bekannten im Blick,
denn ein Beziehungsgeflecht ist ­immer geheimnisvoll verästelt.

Als gemeinschaftliches Ritual
entlastet es die Trauernden davon
– die Nächsten und die weiter ­Entfernten – 
alle Worte und Zeichen neu ­erfinden zu müssen.

Eine Trauerfeier,
die auch den Gedanken anderer traut,
die auch den nicht selber kreierten Symbolen etwas abgewinnt,
die auch auf unerwartete Worte setzt, 
strahlt Freiheit und Gelassenheit aus.

Felix Klingenbeck

«Wortimpuls» im Überblick

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