Zwei Bischöfe aus Simbabwe besuchten am Freitag die Pfarrei St. Mauritius in Bern-Bethlehem. Die Berner Solidaritätsgruppe ermöglicht Frauen und Jugendlichen in Simbabwe eine Berufsausbildung. Die Zukunft aber ist ungewiss.
Vera Rüttimann
Bischof Rudolf Nyandoro und Bischof Raymond Mupandasekwa sind zum ersten Mal in der Schweiz. Angereist sind sie aus dem Süden Simbabwes. Der Kontrast zur reichen Schweiz könnte nicht grösser sein.
Die Bischöfe sind Gäste der Missionsgesellschaft Immensee, die während Jahrzehnten in verschiedenen Pfarreien in Afrika aktiv waren. An diesem Freitag besuchen die Bischöfe St. Mauritius in Bern-Bethlehem.
Wie weiter?
In St. Mauritius treffen die Bischöfe auf eine Realität, die sie überrascht. Kirchenaustritte und Überalterung stellen die Kirche vor eine ungewisse Zukunft. Dies betrifft auch die örtliche Solidaritätsgruppe, die soziale Projekte in den Diözesen der Besucher unterstützt.
Über dem Besuch steht daher auch die Frage: Was passiert mit diesen Projekten, wenn das Geld nicht mehr fliesst? «Vor diesem Hintergrund müssen wir ein Ausstiegsszenario für die nächsten fünf Jahre entwerfen,» sagt Anton Egger, Leiter der Solidaritätsgruppe, zum «pfarrblatt».
«Unglaubliches geleistet»
Die Partnerschaft der Solidaritätsgruppe besteht seit 2004. «Unsere Partner haben in den letzten Jahren mit unserer finanziellen Unterstützung und derjenigen der Gesamtkirchgemeinde Region Bern Unglaubliches geleistet,» sagt Egger. So wurden mehrere Primarschulhäuser in Beitbridge gebaut. Das letzte 2023. In Lutumba, 30 Kilometer von Beitbridge entfernt, werden Jugendliche in verschiedenen Berufen wie Nähen, Schreinern, Bauhandwerk, ausgebildet.
Ein grosses Problem sind die häufigen Energieunterbrüche. Lange schon in Planung waren Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Schule. «Die ersten konnten montiert werden. Jetzt können die Näherinnen und Schreiner durcharbeiten», sagt Egger.
Die Solidaritätsgruppe übernimmt 50 Prozent der anfallenden Betriebskosten. Im Jahr sind das etwa 20’000 Franken für Lehrerlöhne, Werkzeuge, Elektrizität und Schulbücher. Der Betrag werde, so Egger, durch kleinere und grössere Spenden von Personen innerhalb und ausserhalb der Pfarrei sowie durch Anlässe wie Pfarreibazare aufgebracht.
«Mit den eigenen Augen»
Die wirtschaftliche Situation vor Ort ist desaströs, sagt Anton Egger. Und doch gibt es laut Karin Gündisch immer wieder Lichtblicke. Die Seelsorgerin der Pfarrei St. Mauritius-Bethlehem engagiert sich in der Solidaritätsgruppe. Als sie 2023 in Beitbridge war, staunte sie nicht schlecht. Mit Mikrokrediten des Bildungszentrums können sich Frauen und Männer nach Lehrabschluss ein eigenes Geschäft aufbauen. Eine Frau, die zur Schneiderin ausgebildet wurde, hat heute ein Atelier in Beitbridge. Eine andere Frau, die eine Ausbildung zur Dekorateurin absolviert hat, verkauft heute Dinge wie Tagesdecken und kann so ihren Lebensunterhalt finanzieren. «Das alles mit eigenen Augen zu sehen, hat mir einen Schub gegeben. Jetzt weiss ich noch besser, warum ich mich in dieser Gruppe engagiere.»
«Sie glauben daran»
Warum engagieren sich Gemeindemitglieder in dieser Soli-Gruppe? Anton Egger ist sicher: «Sie glauben daran, dass sie mit diesem Geld Kindern und Jugendlichen zu einer guten Ausbildung verhelfen können.» Beim gemeinsamen Treffen in St. Mauritius berichteten die Bischöfe, dass die meisten Eltern nicht einmal das Schulgeld bezahlen können, entsprechend wichtig sei das Engagement aus der Schweiz.
Und so geht das Sammeln weiter. Anton Egger zeigt auf den Keller der Mauritiuskirche, wo Schulbänke und Tische zwischengelagert sind. Per Container sollen sie nach Simbabwe reisen. Gabriele Newbery von der Soli-Gruppe sagt: «Im Idealfall können sich die Menschen vor Ort selbst finanzieren, und wir werden als Geldgeber nicht mehr gebraucht.» Bis es so weit ist, werden wohl noch einige Whats-App-Nachrichten zwischen Bern und Beitbridge hin- und hergeschickt.