Letzte Folge! Christina Burghagen und Karl Johannes Rechsteiner verabschieden sich von der «pfarrblatt»-Jahresserie, aber nicht vom Pfarrblatt. Foto: Pia Neuenschwander.

Begegnungen mit einer Anderswelt?

Das war die Jahresserie 2015 zum Jahr des geweihten Lebens. Die Autorin und der Autor verabschieden sich mit etwas Wehmut.

Von Mönchsköpfen über Diakonissen bis zur Kapuzinerkresse – mit offenen Augen ein Jahr lang das «geweihte Leben» zu beobachten, lautete die Aufgabe. Der Blick zurück auf die «pfarrblatt»-Jahresserie lässt Christina Burghagen und Karl Johannes Rechsteiner nochmals eintauchen in die Welt von Orden und Klöstern.

Mit gespannter Erwartung sass Christina Burghagen Anfang Jahr in der Appenzeller Bahn. Zur Vorbereitung auf die «pfarrblatt»-Serie reiste sie ins Frauenkloster von Jakobsbad. Es war ein Weg in eine andere Welt. Aufgestanden wird um 05.15, Nachtruhe gilt ab 21.00. Ob sie wohl so früh schon einschlafen könnte? Es war kein Problem, sondern wirkte selbstverständlich wie so manches im Zusammenleben mit den Schwestern und bei der Mitarbeit in der Klosterapotheke.
Solche Erfahrungen machen viele Besucher. Klostertage liegen scheinbar jenseits der Zeit und dem Heute. Die Rückkehr schafft nochmals ein ähnliches Erlebnis – nur geht es jetzt retour in die andere Welt, die sogenannt normale. Dorthin, wo uns der Alltag im Griff hält. Nach fast einem halben Hundert Porträts und kleinen Reportagen schenkten die Kolumnen der «pfarrblatt»- Serie die Erkenntnis, wie breit und tief verankert Orden und Klöster auch heute sind. Das Klischee von Mönchen und Nonnen als aussterbende Gattung war kaum ein Thema. Die in Witzen und Sprüchen als verknorzt dargestellte Sexualität von Ordensleuten ging in unserer Sammlung unter, obschon wir immer wieder darauf angesprochen wurden – aber es gab schlicht Wichtigeres. Unsere Beiträge zeigten Facetten nicht nur aus der Schweiz und den Nachbarländern. Es gab Geschichten aus Brasilien, Syrien, den Philippinen oder Hollywood. Das geweihte Leben zeigte sich als eigenständiger Kosmos. Die Bedeutung der Orden liegt nicht nur in Kulturgeschichte und Vergangenheit. Zwar bilden sie nicht mehr die Wiege der Wissenschaft oder des sozialen Engagements. Doch mit ihrer Kontrastwelt setzen sie weiterhin Zeichen für menschliche Werte in einer Zeit, wo nur noch Unterhaltung, Technik und Umsatz zu zählen scheinen. Denn was Spiritualität und Nächstenliebe betrifft, ist die heutige Konsumgesellschaft nicht weiter als in früheren Jahrhunderten.
Tief beeindruckte uns etwa die Erinnerungskultur in Orden und Klöstern. Da werden Namenstage, Heilige oder prägende Menschen von früher durch Geschichten, Gedanken und Gebete wieder lebendig. Wer in einen Orden eintreten will, muss sich radikalen Fragen stellen. Vermutlich die Grundlage dafür, dass wir für unsere Beiträge spannende Schwestern und Brüder kennengelernt haben. Es sind Menschen, die als Persönlichkeiten herausstechen, mit Gelassenheit und Bescheidenheit. Für diese Begegnungen danken wir ebenso wie allen Leserinnen und Lesern, die uns per Brief, Mail oder persönlich angesprochen haben. Ihre Ideen und Reflexionen helfen mit, dass wir nach Abschluss der Serie nun das Gefühl haben, jetzt könnten wir mit der Serie loslegen! Themen gäbe es genug, jede Woche. Die «pfarrblatt»- Redaktionmuss also damit rechnen, dass wir ab und zu weitere Ordensgeschichten zur Veröffentlichung anbieten ... Wir freuen uns.

Christina Burghagen und Karl Johannes Rechsteiner

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