Mantel, Hilary: «Der Hilfsprediger», DuMont Verlag 2017, Fr. 32.50, 207 Seiten.

Buchbesprechung - Der Hilfsprediger

Der Hilfsvikar «Fludd» bringt auf wundersame Weise Veränderung in eine trostlose Gemeinde Nordenglands..

«Fludd», heisst der im wahrsten Sinn des Wortes bezaubernde Roman in der Originalausgabe. Das ist auch der Name des jungen Mannes, der an einem besonders verregneten Abend an Vater Angwins Pfarrhaustür klopft.

Dieses entsetzlich trostlose Nest im Nordengland der 50er Jahre ist von Mooren umgeben und ständigem Nebel umwabert. Der resignierte Geistliche hat seinen Glauben schon vor Jahren verloren. Um das zu vertuschen, erledigt er übertrieben gewissenhaft und konservativ seine priesterlichen Pflichten, wobei ihm die abgestumpfte Ignoranz und konfessionelle Streitigkeiten im Ort sowie Traditionen und Aberglauben ganz gelegen kommen.

Der neue Bischof auf der anderen Seite will ihn und die ihm Anvertrauten in die Moderne zwingen, welche er mit dem schwammigen Begriff der «Relevanz» umschreibt. Dazu kündigt der Bischof einen Hilfsvikar an, der Vater Angwin unterstützen und ihm auf die Finger schauen soll.
Fludd macht sich also als Hilfsvikar nützlich, die Stimmung in seinem Umfeld ändert sich unmittelbar und auf wundersame Weise schon mit seinem Auftauchen. Nichts bleibt, wie es einmal war – für Vater Angwin, seine Haushälterin, die Nonnen im Kloster. Sie alle werden überflutet von für sie neuartigen Gedanken und Gefühlen, die sie aus ihrer Erstarrung lösen und schliesslich handeln lassen.

Wer ist er wirklich, dieser Fludd? Fasziniert und auf mysteriöse Art angezogen, fragt man sich, was wäre, wenn er heute hier an eine Tür klopfte? Zu welcher Tür würde er wohl geschickt werden?

Mythos, Romanze, Krimi – «Der Hilfsprediger» vereint von allem etwas. Die skurrilen Beschreibungen im meist farblosen Miteinander des Ortes wie auch die geschliffen-bissigen Dialoge zwischen Vater Angwin und dem Bischof bilden einen köstlich auflockernden Kontrast zu der über allem schwebenden Frage, was denn nun verbindlich gut – und was definitiv schlecht ist.
«Muster können sich ändern», sagte Fludd, «eine Seele ist immer im Fluss.»

Andrea Huwyler

Mantel, Hilary: «Der Hilfsprediger», DuMont Verlag 2017, Fr. 32.50, 207 Seiten.

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