Im Flüchtlingsbereich läuft für Caritas Bern das Mandat des Kantons nach 20 Jahren aus.
© Christine Bärlocher/Ex-Press/Caritas Schweiz

Caritas Bern wird kleiner

Leistungsverträge mit dem Kanton laufen aus. Über 100 Mitarbeitende verlieren ihre Stelle.

Bis Ende Jahr laufen bei Caritas Bern drei grosse Leistungsverträge mit dem Kanton aus. Das katholische Hilfswerk muss sich dadurch verkleinern. Über 100 Mitarbeitende verlieren ihre Stelle.

Sylvia Stam

Caritas Bern steht mitten in einem Redimensionierungsprozess: Im Juni seien beispielsweise die Verträge mit der Fachstelle Wohnen ausgelaufen, bis Ende Jahr gelte dasselbe für die Leistungsverträge des Flüchtlingsdienstes und der Arbeitsintegration im Flüchtlingsbereich, teilt Caritas Bern auf Anfrage mit. Total seien davon 115 Mitarbeitende betroffen, die ihre Stelle verlieren. Der grösste Teil habe bei den neuen regionalen Partnern des Kantons eine Anstellung gefunden. Ab 2021 zähle Caritas Bern somit noch rund 30 Mitarbeitende.

Fünf regionale Partner

Im Flüchtlingsbereich läuft für Caritas Bern das Mandat des Kantons Ende Jahr nach 20 Jahren aus. Neu hat der Kanton den Auftrag von insgesamt rund 50 Millionen Franken an fünf regionale Partner vergeben. Dies sind das Schweizerische Rote Kreuz (für die Regionen Seeland/Berner Jura und Bern-Mittelland), die Direktion für Bildung, Soziales und Sport (für die Stadt Bern), die Unternehmensgruppe ORS Service AG (für das Emmental und den Oberaargau) sowie der Verein Asyl Berner Oberland, die sich als Non-Profit-Organisation bezeichnet. Leer gingen nebst Caritas Bern auch die Flüchtlingshilfe der Heilsarmee sowie der Verein Asyl Biel und Region aus, wie die SDA im Oktober meldete.

Rund 650 Klient*innendossiers hat Caritas Bern Mitte Juni dem Kanton übergeben. Hier koordiniert laut Caritas das Amt für Integration und Soziales der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion die Aufteilung auf die regionalen Partner.

Durch diese Umstrukturierung sei der Bedarf an Arbeitsplätzen stark gesunken. Daher wird Caritas Bern ihren Standort am Eigerplatz bis Ende Jahr aufgegeben. Aufgrund der besseren Raumaufteilung und der guten Lage habe man sich für die Beibehaltung der Büros an der Zähringerstrasse entschieden. Dies ist bereits jetzt die offizielle Adresse von Caritas Bern.

Landeskirche kürzt Leistungsvertrag

Caritas Bern erfährt darüber hinaus eine Kürzung beim Leistungsvertrag mit der katholischen Landeskirche des Kantons Bern: Am 21. August stimmte das Landeskirchenparlament einem neuen Leistungsvertrag mit Caritas Bern zu, wonach das Hilfswerk für die nächsten fünf Jahre jährlich nur noch 300'000 Franken erhält. Das sind 70'000 Franken weniger als bisher. Als Grund für die Kürzung nennt die Landeskirche die Schaffung ihrer «Fachstelle Pastorale Bereiche» im Jahr 2019. Diese übernimmt unter anderem Aufgaben, die Caritas Bern bisher im Auftrag der Landeskirche erfüllt hatte. Der Landeskirchenrat wolle eine doppelte Finanzierung von Aufgaben, die beide Einrichtungen erbringen, vermeiden, hiess es an der Sitzung.

Direktor neu Matthias Jungo

Caritas Bern sieht in der Redimensionierung auch Vorteile: «Prozesse werden vereinfacht, die Organisation flacher und agiler.» Die Entscheidungswege würden verkürzt, die Kommunikation direkter und die Mitarbeitenden erhielten mehr Kompetenzen und Entscheidungsmöglichkeiten, teilt das Hilfswerk auf Anfrage mit.

Inhaltlich will sich Caritas Bern «wieder verstärkt als Hilfswerk positionieren». Bestehende Angebote wie die Caritas-Märkte, die Kultur-Legi oder Freiwilligenarbeit sollen weiterentwickelt werden, man prüfe aber auch «neue Angebote im Bereich der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Integration».

Mitte Juli hat Matthias Jungo die bisherige Interims-Direktorin Dalia Schipper abgelöst. Schipper war seit 2016 in verschiedenen Funktionen für Caritas Bern tätig, seit Mai 2019 als Direktorin. Sie wird dem Umstrukturierungsprozess noch bis Ende Jahr begleiten und anschliessend wie schon bisher als Selbständig-Erwerbende im Interims-Management tätig sein.

 

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