«Das neue Pfarreizentrum steht» Foto: Pia Neuenschwander

«Kirche, die nicht den Leuten dient, hat ausgedient»

Zur Eröffnung des neuen Pfarreizentrums in Ins

Seit diesem Wochenende verfügt die Seeländer Gemeinde Ins über ein neues Pfarreizentrum. Die renovierte Kirche St. Maria, die erneuerte Sakristei und das neue Pfarreigebäude bilden nun ein stimmiges Ensemble.

Text: Antonio Suárez, Fotos: Pia Neuenschwander

«Das neue Pfarreizentrum steht.» Mit diesen Worten eröffnete Pfarreiseelsorger Eberhard Jost das neue Pfarreizentrum St. Maria Ins. Der Theologe und Seelsorger moderierte am Samstagabend den feierlichen Festakt mit Gesang und Musik vor der versammelten Kirchgemeinde. Das neue Zentrum bietet den Gemeindemitgliedern ein erweitertes Angebot. Seelsorger Jost erhofft sich davon «mehr Lebensqualität» für die Kirchgemeinde Seeland-Lyss, die derzeit rund 10'000 Mitglieder umfasst.

Am feierlichen Eröffnungsfestakt nahmen zahlreiche Vertreter:innen  der beiden Landeskirchen sowie der Dorfgemeinde teil. «Der Kirchgemeinderat freut sich, dem Standort Ins sein neues Kleid, seinen neuen Anzug übergeben zu dürfen», sagte Kirchgemeindepräsidentin Rosalba Faillace.

«Dieses neue Kleid, dieser neue Anzug ist zweifellos ein grossartiges Geschenk für unsere Kirchgemeinde, und vor allem für die Menschen am Standort Ins – ein Geschenk, das wir mit Dankbarkeit und Demut übergeben dürfen.» Einen besonderen Dank richtete Faillace an Kirchgemeindepräsidentin Patricia Lehmann für ihr Engagement bei der Umsetzung des Bauprojekts, sowie an Baukommissionspräsident Alexander Gruber, dem Verantwortlichen für Liegenschaften im Kirchgemeinderat, für dessen «grossen Leidenschaft». Faillace schloss mit den Worten: «Wir wünschen den Menschen in Ins und Umgebung, aber auch allen Mitgliedern unserer Kirchgemeinde viel Freude und viele gemeinsame Erlebnisse in diesen schönen Räumen.»

Ebenfalls zu Wort kamen der Inser Gemeinderat und Kirchgemeinderat Toni Bumann, der den Bauverantwortlichen die «besten Glückwünsche des Gemeinderates Ins» überreichte. «Unser Dorf hat ein wahrlich schönes bauliches Bijou erhalten», sagte er. «Die heutige Einweihungsfeier ist ein klares und starkes Zeichen sowohl für die Fortsetzung von Bewährtem wie fürs mutige Anpacken von Neuem.» Das neue Pfarreizentrum bezeichnete er als «echte Bereicherung für unser Dorf Ins und Umgebung».

Weitere Wortmeldungen kamen von der Evangelisch-Reformierten Kirchgemeinde Ins-Brüttelen-Treiten-Müntschemier, namentlich von Pfarrerin Sylvia Käser-Hofer und Kirchgemeinderätin Monika Hirschi-Tschirren, die dem katholischen Pfarreizentrum als Dank eine Rebe schenkte.

Schliesslich überreichte Edith Rey Kühntopf als Regionalverantwortliche des Bischofsvikariats St.Verena Glückwünsche und Grüsse im Namen des Diözesanbischofs Felix Gmür. Ihre Glückwünsche verband sie mit der Hoffnung, dass die neuen Räumlichkeiten «mit Leben erfüllt» und das neue Zentrum zu einem «Übergangs- und Begegnungsort» im äussersten Westen des Pastoralraums werde.

Das neue eröffnete Pfarreizentrum St. Maria Ins ist das Resultat eines im Frühsommer 2019 gestarteten Bauvorhabens. Im November 2019 sprach das Stimmvolk der Kirchgemeinde den Baukredit. Ein knappes Jahr später wurde das Baugesuch eingereicht, bevor Anfang 2021 die Ausschreibungs- und Ausführungsplanung in Angriff genommen wurde. Im Herbst desselben Jahres begannen die Abbrucharbeiten, bis schliesslich an diesem Frühlingsanfang die Inbetriebnahme offiziell erfolgte. Grund für die Renovierung und den Umbau des Pfarreizentrums war in erster Linie der schlechte Zustand und die wenig geeigneten Räumlichkeiten des ursprünglichen Pfarreigebäudes von 1963, wie Architektin Melanie Franco in ihrer Rede erläuterte. Der auf Strassenebene gelegene Zubau des Pfarreigebäudes von 1981 dagegen erfüllte die Voraussetzungen hinsichtlich Grösse und Räumlichkeiten, aber auch Solidität, weshalb er in das neue Pfarreizentrum integriert werden konnte.

Im Ergebnis «gelang nichts weniger als die Neuordnung der Anlage», so Francos Bilanz. Der Kirchenbau sei heute von der Strasse aus gut sichtbar und die neue Treppe führe schnurstracks zum Kircheneingang, ergänzte sie. Nebst der Erneuerung der Beleuchtung, der Akustikanlage und der Elektrosteuerung wurde auch der Sockelbereich abgedichtet. Die alte Sakristei wurde durch eine neue an derselben Stelle komplett ersetzt. Und das neue Pfarreigebäude wurde mit Holz aufgestockt, womit es ein zusätzliches Geschoss erhielt. Die «regelmässige Holzstruktur und das zeltartige Satteldach verleihen ihm den Charakter eines leichten Pavillons», so Franco weiter. Ferner hob die Architektin die Bedeutung des neu «entstandenen Platzes zwischen der Kirche, der Sakristei und dem neuen Pfarreigebäude» hervor. «Insgesamt sind Kirche, Platz und Zentrum ein neuer einprägsamer Ort. Sie geben sich einander Halt. Die gesamte Erscheinung ist stimmig und prägnant.»

Auch Eberhard Jost zeigt sich hochzufrieden mit den neuen architektonischen Gegebenheiten. Er ist zuständig für die Pfarreizentren Ins und Täuffelen. «Das Wichtigste ist, dass der Saal jetzt auf der Höhe der Kirche liegt und dass man aus dem Saal direkt auf den wunderbaren Garten hinaus kann», sagt Eberhard Jost. Den Inser Seelsorger freut auch das zahlreiche Erscheinen der Gemeindemitglieder: «Es ist wunderbar, dass wir an diesem Wochenende so viele Leute zusammenbringen können, und zwar aus allen Generationen.» Seine zentrale Aufgabe sieht der ausgebildete Sozialarbeiter darin, als Seelsorger Brücken zu schlagen: «Wir wollen einen Ort schaffen, an dem sich Menschen begegnen, unabhängig von Migrationshintergrund, Status, Alter oder Geschlecht.» Die Kirche sei da, um den Menschen zu dienen. «Eine Kirche, die den Leuten nicht mehr dient, hat ausgedient», hält Jost im Gespräch fest. «Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die Leute einen Ort haben, der für sie Heimat ist. Wenn uns das gelingt, hat Kirche Zukunft.»

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