Eine Beziehung mit einem katholischen
Priester bedeutet jahrelanges Versteckspiel
und fortwährendes Vertuschen. Gabriella
Loser Friedli. Foto: zVg

Der Schatten des Zölibats – Gabriella Loser und die ZöFra

1987 gründeten Frauen, die in einer Beziehung mit einem katholischen Priester lebten, das Netzwerk ZöFra.

1987 initiieren Frauen, die in einer Beziehung mit einem katholischen Priester leben, die Gruppe ZöFra. Aus dem losen Netzwerk vom Zölibat betroffener Frauen wird 2000 ein Verein, der bis heute Frauen in schwierigen Situationen begleitet und gute Lösungen für die betroffenen Kinder, Frauen und Männer sucht.

Es gibt Leute, die das überlebt haben! – Welche Gefühle die Gründung der ZöFra bei betroffenen Frauen auslöste, lässt sich von aussen nur erahnen: Erleichterung, Freude vielleicht, dass die Einsamkeit vorbei ist, Hoffnung auf eine Lösung, aber auch Unruhe, Angst, den Schritt aus dem Verborgenen in den geschützten Raumder Gruppe zu wagen, Schwierigkeiten, sich zu öffnen.

Eine Beziehung mit einem katholischen Priester bedeutete jahrelanges Versteckspiel und fortwährendes Vertuschen. Nur ihre Schwester, so Gabrielle Loser Friedli, wusste um ihre Liebe zu einem Ordensmann. Loser Friedli kam 1992, nachdem ihre Beziehung öffentlich gemacht wurde, zur ZöFra und spielt als Präsidentin eine wichtige Rolle. Katholisch sozialisiert – viele der ersten ZöFraFrauen waren Katechetinnen, Pfarreisekretärinnen, Haushälterinnen – weiss Loser Friedli um die Bedeutung des Zölibats in der katholischen Tradition und kennt die mit einer Übertretung verbundenen Schuldund Schamgeschichten betroffener Männer und Frauen.
Schuldverhaftet getrauten sich die Frauen oft nicht, Unterstützung zu suchen und beispielsweise die ihnen zustehenden Alimente einzufordern. Ein grosser Teil der Arbeit der ZöFra besteht auch heute noch aus Sozialarbeit, daneben steht das kirchliche Engagement. Immer wieder weist die ZöFra öffentlich und bei den Bischöfen auf den Schatten hin, den das Pflichtzölibat wirft.

Im Gespräch spricht Loser Friedli das faktische Arbeitsverbot für laisierte Priester an. So ist es nach römischen Vorgaben nicht möglich, dass ein ehemaliger Priester in seiner Ursprungsdiözese tätig ist; die Schweizer Bischöfe wiederum haben vor einigen Jahren beschlossen, keine laisierte Priester aus anderen Bistümern anzustellen. Heute sind es oftmals Flüchtlinge oder Asylbewerberinnen, die mit ausländischen Priestern eine Beziehung eingehen. Oft sind sie selbst in einer Notlage oder Krise und für die Zuwendung der Priester besonders empfänglich. «Mit der Migration multiplizieren sich die Probleme von Priesterbeziehungen.» Die Arbeit geht nicht aus. Dann schon eher die Hoffnung.

Angela Büchel Sladkovic

Literaturtipp: Gabrielle Loser Friedli, Oh Gott! Kreuzweg Zölibat, Wörterseh-Verlag, Gockhausen 2014.

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