Der Wilde Westen weit weg von Cowboys und Schiessduellen

Filmtipp: First Cow

Ein leises Filmdrama um Freundschaft in der neuen Welt.

Von Sabrina Durante

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist feucht, schlammig, dreckig. In Paris kommen Biberfelle aus der Mode, was das Leben für Pelzhändler auch nicht einfacher macht. Der Koch «Cookie» ist mit einer solchen Gruppe nach Oregon gekommen – unterwegs trifft er einen Einwanderer chinesischer Herkunft, King Lu, der auf der Flucht ist, und gemeinsam suchen sie nach einer Geschäftsidee, die zu ihnen und zu ihrer Zeit passt. «Die Geschichte ist noch nicht hier, aber sie kommt», bemerkt Lu. Nach San Francisco, um ein Hotel zu eröffnen? Zu spät, der Ort ist schon voll davon. Biberfett nach China exportieren? King Lu ist aus dem Norden, eine schlechte Voraussetzung, um in Kanton Geschäfte zu machen.

Da will es das Schicksal, dass die erste Kuh, die aus Europa importiert wird, ausgerechnet dem Bürgermeister ihres Ortes gehört, der nach feiner englischer Art seinen Tee mit Milch trinken will. Kühe machen keinen Lärm, wenn sie gemolken werden – und so «borgt» sich Cookie nachts etwas Milch, um daraus Plätzchen herzustellen. Diese schmecken nach Heimat, und so stehen bald die Pioniere auf dem Markt Schlange, um eines zu ergattern. Doch nicht das Geschäft, nicht die Konflikte, die sich daraus ergeben, stehen im Mittelpunkt dieses stillen Films, sondern die Freundschaft, die zwischen den zwei Männern entsteht. Ist der Westen nur ein Ort für skrupellose Kerle? Haben auch Aussenseiter eine Chance? Der Mythos sagt ja. Was der Film sagt, das lässt sich nur vor der Leinwand erfahren.


Der Film läuft in Bern im Kino Rex.


First Cow, USA 2019, 122 Minuten. Regie: Kelly Reichardt.
Mit John Magaro und Orion Lee.

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