An der Fronleichnamsprozession in Kippel im Lötschental tragen Beteiligte historische Söldneruniformen. Foto: Klaus Petrus

Die Soldaten Gottes

Fronleichnam im Lötschental - eine Bildreportage von Klaus Petrus

Die Bildreportage von Klaus Petrus nimmt uns mit an die Fronleichnamsprozession nach Kippel im Lötschental. Hier sind neben Trachten und Fahnenträgern auch historische Söldneruniformen zu sehen.

Text und Fotos: Klaus Petrus

Die Kirchenglocken von Kippel im Lötschental beginnen zu läuten, in den engen Dorfgassen hört man die Tambouren, begleitet von «weissen Mädchen», Frauen in pechschwarzen Trachten, Dorfmusikanten und Dutzenden von Soldaten, den «Herrgottsgrenadieren». Es ist Donnerstag morgen und Fronleichnam im tief katholischen Lötschental.


Einst kämpften Herrgottsgrenadiere für fremde Könige, heute marschieren sie zur höheren Ehre Gottes. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren sie Söldner an den königlichen Höfen von Versailles und Neapel, von wo auch ihre einzigartigen Uniformen stammen: weisses Beinkleid und scharlachroter Frack mit goldfarbenen Knöpfen, dazu Säbel, Patronentasche, Gewehr und – je nach Rang und Funktion – ein schlichtes «Käppi», eine grosse Bärenmütze oder ein Zweispitz mit wallendem Federbusch.


Zurück in der Heimat, präsentierten die Walliser Söldner ihre Uniformen an weltlichen und religiösen Festen. Und das tun sie auch heute noch, in den Dörfern des Lötschentals und in anderen Tälern des Wallis. Der Höhepunkt ist Fronleichnam und die anschliessende Sakramentsprozession. Von Fahnen, Wimpeln, Weihrauch und Rosenkranzgebeten begleitet, trägt der Geistliche die geweihte Hostie – das Sanctissimum, das «Allerheilligste» – in der Monstranz durch das Dorf, wo sie an vier Altären, die in alle Himmelsrichtungen zeigen, vor der Madonna und dem Sohn Gottes verehrt wird.


«Wir sind ein Schauspiel vor der Welt, aber nicht für die Welt», sagen die Lötschentaler. Der Aufzug der «Herrgottsgrenadiere» sei kein Spektakel, keine Touristenattraktion, sondern eine Tradition, wo die Religion im Zentrum stehe und die Ehre und der Stolz. Deshalb werde dieser Brauch erst dann sterben, wenn auch der Glaube sterbe, sind die scharlachroten Soldaten überzeugt.

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