Die Dreifaltigkeitspfarrei feiert ihr Titularfest am Sonntag nach Pfingsten. Foto: Pia Neuenschwander

Dreifaltigkeit - Glaubensgeheimnis im Zentrum von Bern

Die Dreifaltigkeit zeugt von vielfältiger Gotteserfahrung. Die Jahresserie #heiligbern

Die Dreifaltigkeitskirche neben der kleinen Schanze bauten die Berner Katholik:innen um 1900 - unter erschwerten Umständen. Heute ist die "Dreif" in vielerlei Hinsicht zum Zentrum geworden.

von Nicole Arz

Im 16. Jahrhundert waren alle Kirchen im Kanton Bern reformiert geworden und die Ausübung katholischer Gottesdienste verboten. Offiziell gab es auch gar keine Katholik:innen mehr und wer es dennoch war, musste in aller Heimlichkeit in einem der Nachbarkantone die Messe besuchen.

Erst die Verankerung der Religionsfreiheit in der neuen Bundesverfassung von 1848 erlaubte auch den Berner Katholik:innen wieder den Bau eines eigenen Gotteshauses. So wurde 1864 die Kirche St. Peter und Paul neben dem Berner Rathaus eingeweiht, musste aber bereits zehn Jahre später an die Christkatholik:innen abgetreten werden.

Erneut sahen sich die Romtreuen Katholik:innen einer provisorischen Situation gegenüber, der erst der Bau der Dreifaltigkeitskirche in den letzten Jahren des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein Ende setzte. Aufgrund des Kulturkampfes verweigerten die Berner Steinbrüche den römisch-katholischen Gemeinden die Lieferung von Sandstein – so baute man mit Granit aus Uri, Gneis aus dem Tessin und gelbem Juragestein aus Saint-Imier.

Vielschichtige Gotteserfahrungen

Im Bekenntnis der Dreifaltigkeit stecke die Botschaft, dass Gott beziehungsfähig sei, dass Gott Leben schaffe und Liebe pflege, schreibt Isabelle Senn auf Glaubenssache online. Die Begriffe «Vater», «Sohn» und «Heiliger Geist» seien Bilder, die zum Verstehen beitragen könnten. Zum Verstehen, dass Gott Ursprung und Ziel allen Seins sei, dass er das Geschenk des Lebens und der Liebe selbst annehme und weiterschenke und dass er im Zwischenmenschlichen präsent sei in Form von Liebe, Trost, Vertrauen und Inspiration.

Es sind demnach keine quantitativen Überlegungen, die dem Bekenntnis der Dreifaltigkeit zugrunde liegen. Also nicht die Frage «Wie viele ist Gott?» hat zum Glauben an die göttliche Dreiheit geführt, sondern die Erfahrung «Wie ist Gott». Und der Gott, an den Christ:innen glauben, ist kein starrer, verborgener Gott, sondern ein Gott voller Leben und Liebe, er ist kreativ und voller Dynamik. Gott hat die Welt geschaffen, sich dann aber nicht zurückgezogen. Vielmehr ist er in dieser Welt präsent und begegnet Menschen da und dort. Er tritt mit seiner Schöpfung in Beziehung und offenbart sich den Menschen durch sein Wort, seine Weisheit und seinen Geist.

Willkommen in der «La Prairie»

Auf dem Areal der Dreifaltigkeitskirche in Bern steht das offene Haus «La Prairie» – gegründet in den 80er-Jahren als Antwort auf das Elend der Drogenszene, auf Obdachlosigkeit und Jugendbewegung. Über 30 Jahre danach nähmen am offenen Mittagstisch weiterhin bis zu 50 Leuten Platz, die dort für einen Fünfliber essen könnten, ist auf der Website des Hauses zu lesen. Viele kämen von der Gasse und seien im Winter froh um eine warme Stube. Die Prairie sei «ein Zuhause für Heimatlose und ein Treffpunkt für Engagierte.»

Offenbar findet hier das Schutzpatronat der Kirche seine würdige Umsetzung, denn in seine dreieinige Gemeinschaft lädt Gott alle Menschen ein, ohne Ausnahme – und kein Mensch ist von dieser Gemeinschaft ausgeschlossen.


Die Jahresserie #heiligbern im Überblick

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