Das Jahr 2022 war für die 30-jährige Kindergärtnerin Janine Kappeler aus Ostermundigen von ihrer Schwangerschaft und der Geburt ihres ersten Kindes geprägt. Seit dem 18. September wachsen die frischgebackene Mutter und ihr Töchterchen Louanne zu einer Familie zusammen.
Aufgezeichnet von Anouk Hiedl
«Als ich Ende 2021 merkte, schwanger zu sein, war ich trotz Wunschkind einen Moment lang geschockt. Als Louannes Vater und ich uns kurz danach trennten, hatte ich Ängste und Bedenken, wie die kommende Zeit sein würde. Doch als ich den Herzschlag auf dem Ultraschallbildschirm sah, wusste ich, dass alles so kommt, wie es muss, und ich freute mich auf mein Kind.
In der Schwangerschaft hatte ich viel Energie und kaum Beschwerden. Ich spürte Lou schon früh. Sie war sehr aktiv, und ich liebte es, ihre Tritte zu fühlen und zu sehen. Als ich Anfang März erfuhr, dass es ein Mädchen wird, war mir sofort klar, wie sie heissen soll: Louanne. Diesen Namen hatte ich seit einer Reise nach Montpellier immer wieder im Kopf.
Seit der Schwangerschaft werde ich von Freunden und meiner Familie toll unterstützt. Ich nahm zudem Kontakt zur Schweizerischen Hilfe für Mutter und Kind auf und schon früh auch zu einer Hebamme, da als zukünftige Alleinerziehende immer wieder Ängste in mir aufkamen. Schon früh informierte ich meinen Schulleiter, legte mit ihm fest, wie viel ich nach der Geburt arbeiten werde und organisierte einen entsprechenden Kitaplatz für Lou.

Im Juni stand mit dem Umzug in eine kleinere Wohnung ein weiterer Neuanfang an. Ich richtete unser kleines Reich ein und gestaltete eine Geburtstafel, ein Mobile und ein Plüschtier für Louanne. Jeden Tag sang ich ihr «You are my sunshine» vor. Es war sehr spannend, wie sie bereits im Bauch einen Tagesrhythmus hatte und immer gleich auf verschiedene Geräusche reagierte. In meinen Gedanken wurde sie immer mehr zu einer richtigen Person, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, wie sie aussehen würde.
Gegen Ende der Schwangerschaft wollte ich mein Mädchen endlich kennenlernen. Als der errechnete Termin verstrich, wurde ich noch ungeduldiger und versuchte mit gängigen Hausmittelchen wie Tees, Bewegung und Bäder die Geburt herbeizuführen. Nichts half. So wurde am 17. September um 20.00 im Salemspital hormonell eingeleitet.
Ich hatte mich intensiv mit der Geburt auseinandergesetzt, Hypnobirthing-Techniken eingeübt, eine Playlist für die Geburt zusammengestellt und einen Geburtsvorbereitungskurs besucht. Doch alles kam anders. Die Wehen kamen nach der Einleitung sehr schnell, intensiv und in extrem kurzen Abständen. Als Louannes Herztöne nach jeder Wehe sanken und ein Notkaiserschnitt angesprochen wurde, rief ich meine gute Freundin um 05.00 an. Um 06.10 wurde Louanne per Kaiserschnitt geholt – ihr Gotti schaffte es gerade noch rechtzeitig ins Spital.

Unter der Geburt hatte ich keine Angst, da ich den Hebammen und Ärzten zu 100 Prozent vertraute. Danach prasselten viele Emotionen auf mich ein. Ich hatte viel übers Wochenbett und die hormonelle Umstellung gelesen und wusste ungefähr, was auf mich zukommen würde. Vor allem war ich sehr froh, zu wissen, dass die bedingungslose Liebe zwischen Mutter und Kind teilweise erst wachsen muss. Durch die überwältigende und stückweise auch überfordernde Situation war es schwer für mich, meine Gefühle zu ordnen. Nach etwa drei Wochen war ich wieder klarer im Kopf, und die Bindung zu Lou wurde stärker. Als sie anfing zu lächeln, kam es zu neuen und häufigeren Interaktionen, und wir wuchsen zu einem guten Team zusammen.
Lou war und ist eine super Nachtschläferin. Tagsüber bekommt sie am liebsten alles in aufrechter Position gut mit. Wenn sie nicht schlafen kann oder will, richte ich das Licht einer Taschenlampe an die Zimmerdecke und spielte mit den Händen ein Schattentheater für sie. Das liebte sie von Anfang an. So ist es bis heute ein fester Bestandteil ihres Abendrituals.»