Amira Hafner-Al Jabaji erhält den Fischhof-Preis 2016 der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) und der Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz (GMS). Foto: Laurent Burst

Ein Think-Tank interreligiöser Expertinnen - Amira Hafner-Al Jabaji

Ein Institutionell unabhängiges Gremium von Exponentinnen des interreligiösen Dialogs

Die Islamwissenschaftlerin und Journalistin Amira Hafner-Al Jabaji gründete 2008 zusammen mit der christlichen Theologin Doris Strahm und der jüdischen Theologin Gabrielle Girau Pieck den interreligiösen Think-Tank. Die Jüdin Eva Pruschy entwickelte die Idee mit.

Angela Büchel-Sladkovic

Ein «Gruppenbild mit Dame» gab es dann doch, als die Vertreterinnen und Vertreter der abrahamitischen Religionen im Juni dieses Jahres den Gotthard-Basistunnel segneten. In allen Religionen sind Frauen in den unterschiedlichsten Funktionen und Aufgaben tätig, auf der grossen Bühne aber bleiben sie immer noch oft unsichtbar (gemacht). Eine Ausnahme: der interreligiöse Think-Tank. Dezidiert meldet sich das institutionell unabhängige Gremium von Exponentinnen des interreligiösen Dialogs zu Wort und mischt sich in die religionspolitischen Debatten der Schweiz ein.
Fokussiert auf den Inhalt wolle man sein, beschreibt Amira Hafner- Al Jabaji den Anfangsimpuls. Sich nicht in Vereinsstrukturen verlieren – alle Mitglieder sind berufstätig und vielfältig engagiert –, sondern die reiche Erfahrung von Frauen im interreligiösen Dialog reflektieren und weitergeben. Die intellektuelle Arbeit zeichnet den interreligiösen Think- Tank bis heute aus. Mit seinen Statements und seinen Grundlagentexten hat er sich einen Namen gemacht. Er wurde für Frauenorganisationen, für Behörden, JournalistInnen und religiös Interessierte zur wichtigen Adresse (www.interrelthinktank.ch).

«Religion und weibliche Freiheit sind vereinbar», schreibt der Think-Tank in seinem Statement gegen das Burkaverbot. Religion präsentiere sich in allen drei Traditionen patriarchal, berge aber zugleich befreiende Potenziale in sich, die es zu stärken gelte. «Wir wollen der Stimme von religiösen Frauen und ihren Interessen in der Öffentlichkeit mehr Gehör verschaffen.» Und so meldet sich der Zusammenschluss weiter zu Wort und verweigert sich mit dem gemeinsamen Auftritt der herrschenden Logik des «wir und die anderen». Die Frauen des interreligiösen Think-Tanks lassen sich nicht aufspalten. Kapitel für Kapitel, so Amira Hafner, hätten sie in ihrem Leitfaden zusammen geschrieben, miteinander um Inhalt und Formulierungen gerungen. Der Leitfaden für den interreligiösen Dialog ist ein Erfolgsprodukt und geht in die 5. Auflage. Und die Vision für eine Schweiz im Jahre 2020? Sie trägt den Titel Ein neues «Wir».

 

 

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